Forscher sind nach wie vor auf der Suche nach Lösungen für unseren Plastikmüll, der in großen Mengen zum Beispiel die Weltmeere verschmutzt. Das ist vor allem deswegen ein Problem, weil sich das Material nur sehr langsam zersetzt. Jetzt aber hat es ein französisches Forschungsteam geschafft, PET-Flaschen in sehr kurzer Zeit in ihre Grundbestandteile zu zerlegen.
Das große Problem bei Kunststoffen ist, dass sie über sehr lange Zeiträume nicht von Mikroorganismen abgebaut werden. Darum sammelt sich Plastik in der Umwelt, zum Beispiel im Pazifik.
Vor ein paar Jahren haben japanische Forscher allerdings Bakterien in einem Kompost-Haufen entdeckt, deren Enzyme PET abbauen können. Sehr langsam und nur bei geringen Temperaturen – aber immerhin.
Kunststoffzersetzendes Enzym hält jetzt heiße Temperaturen aus
Die Zersetzung der Bakterien fand allerdings in einem kleinen Maßstab statt, sodass man das Ganze noch nicht industriell nutzen kann. Denn dafür müssten die Enzyme, die die Bakterien bei der Zersetzung nutzen, auch bei sehr hohen Temperaturen arbeiten. Nämlich dann, wenn das Plastik schmilzt, damit sie gut in den Stoff eindringen können.
Und genau das ist den französischen Forschern nun gelungen. Sie haben im Labor ein passendes Enzym gebaut, das ziemlich hitzestabil ist und auch Temperaturen um die 70 Grad aushält.
Die Forschenden haben es dann mit geschmolzenen PET aus Getränkeflaschen vermischt. Ergebnis: Nach zehn Stunden waren 90 Prozent des PETs in seine Grundbestandteile zerlegt, aus denen die Forscher neue, stabile PET-Flaschen herstellen konnten.
"Trotzdem ist auch klar: Mit diesem Verfahren lösen wir nicht das grundsätzliche Problem des Plastikmülls."
Bisher ist es so, dass PET-Flaschen eingeschmolzen und geschreddert werden. In dieser Mischung sind dann zum Teil Farbstoffe und andere Zusatzstoffe enthalten. Das gibt dann ein hässliches graues Granulat, das wiederverwendet werden kann. Allerdings hat das Material schlechtere mechanische Eigenschaften und ist nicht so stabil wie das ursprüngliche PET.
Deshalb werden derzeit aus PET-Flaschen keine neuen gemacht, sondern wenn überhaupt minderwertige Produkte wie etwa Kunststoff-Teppiche, die dann auch nicht weiter recycelt werden können. Das vom Enzym zerlegte PET kann hingegen genutzt werden, um daraus neue Flaschen herzustellen. Die Flaschen haben dann die gleiche Stabilität wie neu synthetisiertes PET aus Erdöl.
In einigen Jahren soll das Verfahren industriell genutzt werden
Das Forschungsteam hofft nun, dass das Verfahren in den nächsten fünf Jahren so standardisiert werden kann, dass es in großem Maßstab kommerziell genutzt werden kann.
Mit der Methode könnten wir Erdöl sparen, das ja zur Herstellung von PET verwendet wird. Trotzdem ist aber auch klar: Mit diesem Verfahren lösen wir nicht das grundsätzliche Problem des Plastikmülls. Die Forscher schreiben im Wissenschaftsjournal Nature, dass jedes Jahr weltweit etwa 360 Millionen Tonnen Plastik produziert werden.
"Derzeit liegt die Recyclingquote von Kunststoffen insgesamt bei nur 14 Prozent. Der Rest kommt auf die Kippe oder wird verbrannt."
Davon sind circa 70 Millionen Tonnen PET. Also etwa ein Fünftel. Das sind aber keine 70 Millionen Tonnen Einwegflaschen. Das meiste PET wird nämlich in Form von Kunststofffasern in der Textilindustrie verbraucht. Und Kunststoffklamotten werden nicht recycelt, weil es meist Mischgewebe sind und weil es eine enorme Überproduktion von Klamotten gibt.
Die Grundidee des neuen Enzyms ist gut. Allerdings sagt unsere Reporterin Verena von Keitz, sei es weiterhin wichtig, die Menge von Verpackungs- und Plastikmüll zu reduzieren und auf Mehrweg zu setzen. Das Recycling von Plastik komme erst an dritter Stelle.
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