1981 fand in Taiwan eine, noch inoffizielle, "Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen" statt. Für Deutschland trat eine Vereinsmannschaft aus Bergisch Gladbach an – und holte den Titel. Die damalige Spielerin Hannelore Geilen erzählt von dieser Pionierzeit der Frauen im deutschen Fußball.
Frauen, die Fußball spielen? Anfang der 80er war das ein ungewöhnlicher, teils noch verpönter Gedanke. Bis 1970 war der Frauenfußball in West-Deutschland sogar vom Deutschen Fußballbund (DFB) verboten.
Frauenfußball war in Deutschland bis 1970 verboten
Als 1981 im taiwanesischen Taipeh das Women's World Invitational Tournament ausgerichtet wurde, hatte Deutschland noch nicht einmal eine eigene Nationalmannschaft. Die stellte der DFB erst ein Jahr später auf. Das erste Turnier dieser Art fand 1978 statt. Keine echte Weltmeisterschaft, einfach ein Turnier, das viele gute Teams aus aller Welt versammelte. Weil es so hochkarätig besetzt war, kann aber durchaus von einer Art Weltmeisterschaft gesprochen werden
Ins Rennen für Deutschland ging 1981 deshalb das Team des SSG 09 Bergisch Gladbach, damals amtierender deutscher Meister im Fußball der Frauen.
"Viele von uns waren noch nie so weit gereist. Für uns war das ein Highlight."
Einfach war das nicht – der Sport war damals noch immer eher geduldet. Bevor die Anfrage aus Taiwan angenommen werden konnte, gab es deshalb viele Überlegungen, erzählt die damalige erste Torhüterin des Teams, Hannelore Geilen: Wer finanziert das? Kommt eine Unterstützung vom DFB?
Waffeln backen für die WM-Teilnahme
Die kam nicht. Der DFB meinte: Die Frauen sollten die Reise aus eigener Kasse zahlen. Aber es fanden sich Sponsoren, die Mannschaft verzichtete auf Prämien aus der Deutschen Meisterschaft, verkaufte Waffeln und setzte noch allerlei weitere Hebel in Bewegung, um irgendwie das nötige Geld zusammenzukratzen.
"Damenfußball in Deutschland, da gingen die Leute hin, weil es meistens ein Vorspiel der Herren war."
Und sie schaffte es: Mit einer rund 25-köpfigen Delegation ging es nach Taiwan. Dort haute die Spielerinnen nicht nur das heiße Klima um, erzählt die Torhüterin, auch das Publikum waren sie nicht gewöhnt: "Die Taiwanesen waren so frenetisch! Die Stadien waren voll!" In Deutschland hingegen, waren die Leute damals in Sachen Fußball noch auf die Männer fixiert, so Hannelore Geilen.
"Wir dachten: Das ist ein Wunder! Dass so viele Menschen den Frauenfußball so feiern!"
Wie groß die Begeisterung für die Fußballerinnen war, sieht man in der Doku "Das Wunder von Taipeh" (Regie: John David Seidler), die diese Woche in die Kinos gekommen ist: Den Spielerinnen wurden Geldstücke zugeworfen, ihnen wurden Kinder gereicht, damit sie sie anfassen. In Deutschland damals unvorstellbar.
Ob sie Chancen haben würden, wussten die Spielerinnen nicht. Es war ihnen zwar klar, dass sie gut spielten, aber viele der anderen Teams waren immerhin Nationalmannschaften, die ganz andere Möglichkeiten hatten, erzählt die Torhüterin. Viele Mannschaften kannten sie gar nicht. Und als sie das beeindruckende Eröffnungsspiel beobachteten, da glaubten sie gar nicht mehr an einen Sieg, erinnert sie sich.
"Wir waren am Rande der Erschöpfung."
Aber sie schafften es und machten das Wunder von Taipeh wahr: In neun Spielen in elf Tagen blieb der SSG 09 Bergisch Gladbach mit 25 Toren ungeschlagen und wurde schließlich Weltmeister. Die Spielerinnen waren körperlich und seelisch am Ende, erinnert sich Hannelore Geilen, der Sieg war dann wie ein Rausch.
Im Interview erzählt Hannelore Geilen unter anderem auch, wie die Bedingungen für Fußballerinnen damals waren, wie die Spielerinnen die WM damals erlebten und wie wenig ihr erstaunlicher Sieg wahrgenommen wurde. Bis heute hat der DFB nicht auf den Sieg reagiert, berichtet sie. Das ganze Gespräch hört ihr, wenn ihr oben auf den Play-Button klickt.