Die Pille danach soll in England bald rezeptfrei und kostenlos erhältlich sein. Könnte das auch ein Modell in Deutschland sein?

Die Pille danach gibt es in England in einzelnen Kliniken und bei Frauenärzt*innen schon jetzt kostenlos. Das ist allerdings nicht einheitlich geregelt. In Apotheken kostet sie zum Teil bis zu 30 Pfund. Das entspricht etwa 35 Euro. Nicht jede Frau kann sich das leisten.

"In Apotheken kostet die 'morning-after pill' bis zu dreißig Pfund. Die englische Regierung will diese Ungleichheit jetzt regulieren – die Pille soll überall kostenfrei sein. Damit sollen auch Ärzt*innen entlastet werden."
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

In Krankenhäusern und Praxen sind außerdem meist Termine erforderlich, und die Frauen müssen lange warten. Eine kostenlose Ausgabe der Pille würde sowohl Frauen, die ungeschützten Sex hatten, und auch Ärzt*innen entlasten.

Pille danach in Deutschland seit 2015 rezeptfrei erhältlich

In Deutschland ist die Pille danach seit 2015 in Apotheken rezeptfrei erhältlich. Je nach Wirkstoff kostet sie zwischen 18 und 35 Euro. Es besteht also die Möglichkeit, sich nach Sex ohne Verhütung die Pille danach zu kaufen.

Wie häufig das geschieht, dazu gibt es in Deutschland keine Zahlen. In England geht man davon aus, dass nur ein Drittel der Frauen, die ungeschützten Sex hatten, die Pille danach nimmt.

"Die Erfahrung zeigt, dass das Thema schambehaftet ist. Frauen trauen sich nicht unbedingt, in einer Apotheke offen zu sagen, dass sie die Pille danach brauchen."
Katharina Rohmert, Ärztin und medizinische Referentin bei Pro Familia

Katharina Rohmert von Pro Familia sagt, dass das Thema nach wie vor schambehaftet ist. Sie geht davon aus, dass Frauen in einer Schlange in einer Apotheke sich oft nicht trauen, dort ihr Anliegen zu schildern. Manche Apotheker*innen haben zwar einen Nebenraum, um über sensible Themen zu sprechen, aber eben nicht alle.

"Ich bin der Meinung, dass es jedem Menschen passieren kann, dass beim Sex eine Panne passiert", sagt die Pro-Familia-Mitarbeiterin. Sie findet, das Thema sollte mehr normalisiert werden. Und dazu gehöre auch, dass die Pille danach kostenfrei vergeben wird.

"Frauen, die vielleicht eine Panne oder ungeschützt Verkehr hatten, und denken, dass es nicht ganz ungefährlich war, sollten die Chance haben, nachträglich mit der Pille danach zu reagieren."
Katharina Rohmert, Ärztin und medizinische Referentin bei Pro Familia

In Deutschland gibt es bisher allerdings keine Bestrebungen, die Pille danach kostenfrei anzubieten. Nur bei Frauen unter 22 Jahren übernimmt die Krankenkasse die Kosten – allerdings nur mit einem ärztlichen Rezept. Die Pille danach verhindert den Eisprung. Eine bereits bestehende Schwangerschaft kann sie nicht beenden.

Pille danach wirkt nicht zu hundert Prozent

Katharina Rohmert fände es gut, wenn jede Frau die Pille kostenlos erhalten könnte. Für die Pro-Familia-Mitarbeiterin ist Verhütung ein Menschenrecht. Sie ist insgesamt der Meinung, dass Verhütung kostenfrei verfügbar sein sollte.

Auch der Berufsverband der Frauenärztinnen und Frauenärzte würde kostenfreie Verhütung begrüßen. Christian Albring, Gynäkologe aus Niedersachen und Vorsitzender des Berufsverbandes, ist der Meinung, dass die Pille danach zwar kostenfrei sein sollte – aber nicht ohne Beratung durch Fachpersonal.

Er sagt, dass Ärzt*innen oder Apotheker*innen wichtige Infos zu den Präparaten haben – zum Beispiel mögliche Nebenwirkungen oder dass die Pille danach nur bis zu einem gewissen Körpergewicht wirkt. Wichtig zu wissen sei auch, dass die Pille danach nicht immer zu 100 Prozent wirksam ist. In bestimmten Situationen kann sie eine Schwangerschaft nicht verhindern, erklärt der Mediziner.

Katharina Rohmert von Pro Familia ist der Meinung, dass es insgesamt einfach viel mehr Aufklärung über Verhütung braucht.

Shownotes
Pläne in England
Kostenfreie Pille danach: Wäre das auch bei uns möglich?
vom 02. April 2025
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter