Kristallen wurden schon immer besondere Kräfte zugeschrieben. Ihre wahre Power aber entfalteten sie erst in den letzten Jahrzehnten – in Computern, Handys oder KI. Unsere Welt ohne Kristalle? Unmöglich! Der Physiker Rolf Heilmann erklärt, was sie so mächtig macht.
Sie sollen das Immunsystem stärken, vor negativen Energie schützen, Liebesglück bringen und vieles mehr: Kristalle. Mit solchen Versprechen machen viele Leute sehr viel Geld: Heilsteine und Kristalle sind ein Markt, der vor allem in den Sozialen Medien boomt und Kapital schlägt aus den Hoffnungen, Ängsten und Nöten von Menschen. Belegt sind solche Wirkungen nicht.
"Von solchen direkten Kräften und Wirkungen von Kristallen konnte bislang nichts in der modernen Medizin und Wissenschaft bestätigt werden."
Kristalle haben die Menschen schon seit jeher fasziniert. Das Wort Kristall stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet Eis. Vermutlich wurden in der Antike so zunächst Bergkristalle bezeichnet, von den man annahm, dass sie im Eis entstanden waren.
Kristalle geben uns lange Zeit Rätsel auf
Und schon immer haben die Menschen versucht, mehr über diese faszinierenden, vielfarbigen, manchmal glitzernden, erstaunlich regelmäßig aufgebauten Gebilde herauszufinden. Geistesgrößen aller Epochen, so erklärt der Physiker Rolf Heilmann in seinem Vortrag, versuchten, hinter ihr Geheimnis zu kommen.
"Ganz allmählich offenbarte sich das Potential, das in Kristallen steckte. Doch es war merkwürdig: Was in einem Labor beobachtet werden konnte, gelang in einem anderen häufig schon nicht mehr."
Es sollte bis zum ersten Viertel des 20. Jahrhunderts dauern, bis Wissenschaftler*innen schließlich ihren Aufbau und ihre vielfältigen Eigenschaften verstanden. Heute ist klar: Kristalle sind tatsächlich irgendwie magisch und mächtig – nur eben anders, als zahlreiche Influencer und Händlerinnen es uns glauben machen wollen.
"Was in vergangenen Jahrhunderten nur erahnt werden konnte, ist uns heute Gewissheit: Kristalle verfügen über schier unglaubliches technologisches und wirtschaftliches Potential. Bis zu dieser Erkenntnis war es ein weiter Weg."
Mittlerweile werden Kristalle auch gezielt gezüchtet, zum Beispiel Silicium-Kristalle, die als Halbleiter-Grundmaterial für die Mikroelektronik wichtig sind. Sie sind mittlerweile in allen gängigen Computer-Chips zu finden. Ohne Kristalle wäre die Welt, in der wir heute leben, nicht denkbar.
"Kein Computer würde ohne Halbleiter-Kristalle funktionieren – kein Smartphone, kein Fernseher, kein Roboter. Es gäbe kein Internet, keine Sozialen Medien, keine künstliche Intelligenz."
In seinem Vortrag zeichnet Rolf Heilmann die Geschichte der Erforschung der Kristalle nach, erklärt, wie sie aufgebaut sind und welche Eigenschaften sie haben, spricht über ihre enorme wirtschaftliche und politische Bedeutung – und darüber, was Kristalle uns über den Aufbau unserer Welt und des ganzen Universums verraten.
"Wer heute die Geheimnisse der Kristalle zu nutzen weiß, kann die Weltwirtschaft und die Weltpolitik beherrschen.“
Rolf Heilmann ist Physiker und Professor für physikalische Messtechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München. Und er arbeitet schon viele Jahre zur Physik der Kristalle – schon seine Doktorarbeit drehte sich um die Lumineszenz von Halbleiterkristallen, als Postdoc forschte er zu Laserkristallen, später dann als Professor für physikalische Messtechnik arbeitete er mit Studierenden an Sensoren, die auf Basis von Kristallen funktionieren. Unter anderem.
Seinen Vortrag "Das Geheimnis der Kristalle. Von Schneeflocken, Edelsteinen und magischem Licht" hat er ursprünglich am 6. Dezember 2023 im Rahmen der jährlichen Weihnachtsvorlesung gehalten, die die Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Messtechnik der Hochschule München mit der dortigen studentischen Fachschaft organisiert. Für den Hörsaal hat er den Vortrag noch mal extra eingesprochen.