Viele Arten und große Konkurrenz: Forschende aus dem Saarland suchen speziell in Erdproben nach medizinischen Wirkstoffen. Unsere Reporterin hat mitgemacht.
Die Suche nach medizinischen Wirkstoffen ist eine Daueraufgabe. Manche Medikamente verlieren an Wirksamkeit, neue Erkrankungen kommen hinzu. Ein vielversprechender Ort für die Suche nach Mikroben – das können beispielsweise Pilze oder Bakterien sein – ist der Erdboden. Ganz allgemein ist er besonders artenreicht, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger.
"Für Mikroben ist es ziemlich sinnvoll, wenn sie Wirkstoffe produzieren, die Konkurrenten, Fressfeinde oder Beute ausschalten."
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass rund 60 Prozent aller Arten auf dem Planeten ganz oder teilweise im Boden leben. Wegen des recht deutlichen Konkurrenzdrucks der Arten im Boden untereinander, finden sich gerade dort eine Vielzahl von Wirkstoffen.
Lebendiger Boden
Beim Helmholtz Institut für Pharmazeutische Forschung im Saarland freut man sich deswegen über Bodenproben, die DIY-mäßig eingesammelt und an das Institut geschickt werden. Microbelix heißt der Sammelkit, der auf Anforderung deutschlandweit verschickt wird.
Wer eine Probe einschickt, erfährt grundsätzlich, was in der Probe lebt – das verrät die DNA. Außerdem informiert das Forschungsteam, wann immer etwas Spannendes gefunden wird. Das kann allerdings dauern.
Eine möglichst naturnahe Probe
Für die Probe reicht eine Handvoll Erde aus. Entweder aus dem Garten, besser noch direkt aus der Natur, aus dem Wald zum Beispiel. Auf diesem Weg hofft Anna-Lena Huber neuen Antibiotika-Wirkstoffen auf die Spur zu kommen. Als Doktorandin arbeitet sie bei dem Projekt mit.
"Wir freuen uns sehr über neue Bodenproben. Und man kann das Sammelkit ganz einfach anfordern. Wir haben eine Homepage."
Anna-Lena Huber und ihre Kolleg*innen suchen in den Proben im Labor bestimmte Bodenlebewesen, von denen bekannt ist, dass sie spannende chemische Verbindungen produzieren. Diese Mikroben heißen Myxobakterien.
Sie ernähren sich unter anderem auch von E.-Coli-Bakterien und sind in der Lage, quasi gemeinschaftlich zu jagen. Im Labor lassen sie sich aus dem Boden herauslocken. Schließlich kann dann analysiert werden, welche Stoffe die Myxobakterien produzieren und wie wirksam diese Stoffe andere Bakterien, Pilze oder Viren hemmen, beziehungsweise abtöten.
Ein Beispiel: Im Frühjahr 2023 haben Forschende des Instituts einen Wirkstoff-Kandidaten untersucht, der Coronaviren hemmt. Er heißt Thiamycin und kommt aus Myxobakterien – aus einem Boden direkt in der Nachbarschaft des Helmholtz-Instituts.