Wachsen Pflanzen wirklich schneller, wenn wir mit ihnen sprechen? Sagt man ja so. Und wenn es ums Bier geht, wollen wir es mal glauben. Und reden, und reden, und reden...
Ok, es ist eine Werbekampagne, über die es jetzt hier erst einmal geht – aber wartet ab: Später im Text widmen wir uns noch ganz sachlich der übergeordneten Fragestellung: Bringt das was?
Aber zunächst einmal diese Idee der Firma Beck's. Die haben richtig große Boxen in Hopfenplantagen in Bayern aufgestellt – solche Dinger, mit denen man auch Festivals beschallt – und sind dann nach Berlin gefahren, um die Menschen dort Botschaften einsprechen zu lassen, mit denen der Hopfen beschallt wird. Raus kommt dann zum Ende des Jahres eine limitierte Special Edition: Beck's Soundpils.
"Hallo lieber Tropfen, du bist der geile Hopfen. Wir fahren bald ans Meer, genießen dich dann sehr."
Annahme des Unternehmens ist, dass Pflanzen auf Schall reagieren und die Special Edition "noch aromatischer schmecken" wird. (Unterdessen hoffen wir hier bei Nova, dass die Hopfenpflanzen nicht so sehr auf den Inhalt des Gesprochenen achten... Aber gut!)
Reagieren Pflanzen auf Schall?
Dass Pflanzen auf Schall reagieren, zeigt beispielsweise ein Feldversuch des italienischen Weinbauers Giancarlo Cignozzi. Der hat jahrelang die Hälfte seiner Reben nonstop mit Mozart beschallt. Das Ergebnis: Die beschallten Pflanzen waren kräftiger, entwickelten mehr Laub und wurden bis zu zehn Tage früher reif als die unbeschallten. Dieses Experiment wurde vom Pflanzen-Neurobiologen Francesco Mancuso begleitet, der daran glaubt, dass Pflanzen auf Schall reagieren.
"Pflanzen hören zwar nicht, aber sie nehmen Töne in Form von Schallwellen wahr."
Der Botaniker František Baluška der Uni Bonn bestätigt die Wirkung von Schall auf Pflanzen: "Wir untersuchen Wurzeln. Die sind sehr empfindlich und wir haben festgestellt, dass 200 Herz wirken wie strömendes Wasser. Die Wurzel wird von dieser Tonfrequenz angezogen." Die Wurzel wuchs in diesem Experiment also in Richtung der Frequenzquelle.
Als weiteren Beleg für die Wirkung des Schalls auf Pflanzen möchten wir euch diesen Test des WDR nicht vorenthalten. Der stammt aus dem Jahr 1992. Damals hatte die Redaktion in einem wissenschaftlich begleiteten Experiment 100 Menschen mehrere Tomatenpflanzen gegeben. Gleiche Sorte, gleicher Zustand. Die Versuchsteilnehmer sollten sie alle unter den gleichen Bedingungen in ihren Gärten einpflanzen. Nur: Mit einem Teil der Pflanzen sollten die Versuchsteilnehmer reden, mit dem anderen Teil anderen nicht.
Mit Pflanzen reden hat keinen Einfluss auf den Geschmack
Ergebnis: Im Geschmack gab es keine Unterschiede. Das haben die Laboruntersuchungen gezeigt; Zuckergehalt und pH-Wert waren zum Beispiel gleich. Aber, die Tomatenpflanzen, mit denen gesprochen wurde, lieferten über 22 Prozent mehr Ertrag.
Möglicherweise wird die Special-Bier-Edition also mindestens etwas üppiger ausfallen. Insofern dürften sich die Marketing-Investitionen amortisieren. Ob es geschmacklich ein Bringer wird? Fraglich.
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