Ines versucht an Weihnachten immer mal wieder, neue Traditionen einzuführen und will nicht nur herumsitzen. Anke Glaßmeyer ist Psychotherapeutin und hat Tipps, wie wir Abläufe ändern können.
Die erste Weihnachtsfeier mit Freunden hat Ines hinter sich. Die Weihnachtsgeschenke für die Familie sind auch schon alle besorgt, aber so richtig Stimmung aufkommen will noch nicht, sagt sie: "Ich muss sagen, ich bin auch ein bisschen gestresst, wenn ich an die drei Weihnachtsfeiertage denke."
Weihnachten – immer das gleiche Programm
Ines kommt aus einer mittelgroßen Patchwork-Familie, erzählt sie. An jedem der drei Tage kommen sie zusammen. Seit sie auf der Welt sei, gebe es an Weihnachten eigentlich immer das gleiche Programm und auch an Heiligabend wiederhole sich der Ablauf: Erst würden alle in die Kirche gehen, dann gebe es Bescherung oder Essen. Anschließend säßen alle noch stundenlang beisammen. "Ich muss sagen, ich finde das wirklich mittlerweile ganz schön langweilig", sagt Ines.
"Wir gehen erst in die Kirche, dann gibt es Bescherung oder Essen. Dann sitzt man noch stundenlang beisammen. Ich muss sagen, ich finde das wirklich mittlerweile ganz schön langweilig."
Dürfte Ines Weihnachten ganz nach ihrem Geschmack gestalten, dann würde sie nur an einem Tag feiern, sagt sie. Den Kirchgang würde sie dabei sogar beibehalten. Kochen sollten aber auch mal die Männer.
Ines habe auch schon versucht, die Abläufe zu ändern und beispielsweise ein Krimidinner initiiert. Ihre Hoffnung: Die Teilnehmenden schlüpfen in andere Rollen und es werde weniger über die üblichen Themen wie Finanzen, Politik und Berufsfragen am Tisch gesprochen. Das habe aber nicht so gut funktioniert – zum Beispiel seien viele nicht auf ihre Rollen vorbereitet gewesen.
"Ich habe mir dieses Jahr vorgenommen, vielleicht den 26. zu skippen und woanders hinzugehen. Natürlich mag ich meine Familie auch, aber ich finde drei Tage am Stück einfach sehr viel."
Ines mag ihre Familie natürlich, sagt sie. Sie sei zwar nur selten zu Besuch, dennoch überlege sie in diesem Jahr, den 26.12 zu skippen und etwa anderes zu machen.
Traditionswechsel - gutes Timing ist wichtig
Wenn wir uns ein anderes Weihnachten wünschen, dass ein bisschen lockerer abläuft als gewohnt, dann sollten wir zunächst bedenken, dass die immer gleichen Abläufe und feste Strukturen für manche Familienmitglieder wichtig sein könnten, sagt die Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer.
Auf der anderen Seite wurden die Traditionen aber irgendwann mal von Familienmitgliedern beschlossen. Da dürfe schon hinterfragt werden, ob der Kirchgang oder die Weihnachtsgans heute noch zu einem passe.
"Traditionen haben irgendwelche Familienmitglieder mal beschlossen und vielleicht passt das ja heute für einen nicht mehr?"
Nur ein Geschenk statt viele oder Wichteln an Weihnachten zum Beispiel – wenn sich Abläufe ändern sollen, dann müsse das frühzeitig besprochen werden. Dabei sollten wir nicht zu hohe Erwartungen haben, dass alle es abfeiern und supertoll finden werden, sagt die Psychotherapeutin. Traditionen müssen sich etablieren. Vielleicht klappt es im ersten Jahr noch nicht so gut, aber im zweiten schon viel besser.
Weihnachten ohne die Familie: auf die Kommunikation kommt es an
Möchten wir über Weihnachten zur Abwechslung mal in den Urlaub, das Fest vielleicht mit Freunden verbringen und nicht mit der Familie, dann sei auch hier gute Kommunikation wichtig, um Kränkungen abzumildern, sagt Anke.
Dabei sollten wir klarmachen, dass es keine Entscheidung gegen die Familie sei und auch keine Entscheidung für immer. Außerdem sollten wir Verständnis für die Enttäuschung anderer haben – für die Eltern oder die Großeltern vor allem. Doch dürfen wir auch mitteilen, wenn wir uns bei der Entscheidung zu sehr unter Druck gesetzt fühlen, so die Therapeutin.
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