Die große Liebe gescheitert. Das erste Buch will einfach nicht fertig werden. Der Roman „Otis“ von Jochen Distelmeyer – das perfekte Buch für den Moment, wenn Dir fast alles ein bisschen egal ist.
Tristian Funke taucht unter. In der Badewanne, vor dem Schreibtisch und dem was das Leben für ihn sein könnte. Er lässt sich aushalten von seinem Onkel Cornelius, ein Anwalt in Geberlaune, und wohnt in einer kleinen Wohnung im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, die ihm die schöne Fotografin Leslie besorgt hat. Sie liebt ihn, kocht und streichelt die Seele, aber Tristan? Er mag Leslie. Vielleicht liebt er sie sogar irgendwie. Ein bisschen. Manchmal.
Sich Treiben lassen reicht nicht
Ähnlich ist es beim Schreiben seines Romansdebüts über Odysseus, in modern, versteht sich. Oberflächlich abgelenkt durch Bauarbeiten und Lärm schreibt er zwar. Aber nur manchmal.
"Bis jetzt hat ihn sein Werk – das erste überhaupt – viel Kraft gekostet, und der Endspurt dauert schon viel zu lange."
Hat er sich verrannt? Sein Odysseus nimmt Drogen, ist auf der Flucht vor der Justiz, irrt durch Südeuropa, und kommt, natürlich, nie an. Um sich selbst vom Schreiben fern zu halten macht er schönen Frauen den Hof, klug redend, schüchtern grinsend, manchmal erfolgreich.
"Er geht keiner geregelten Arbeit nach. Seine Tage verbringt er mit Schreiben, Spazieren und Nachdenken."
Sie heißen Vanessa, Sylvie, Dinah, Leslie, Stella – kluge Frauen mit Jobs und Ansprüchen. Aber er bleibt bei keiner länger als er muss, denn keine ist wie die eine, die er sucht, die er längst hatte, aber verlor: Saskia.
Öffne die Augen
Jetzt liegt an Tristan. Er muss sich gegen die Sirenen der Großstadt wappnen, will er mal nicht vom Weg abkommen, sondern auf Kurs bleiben: Buch schreiben, Liebe finden, Freunde halten, Geld verdienen, sowas. Die Bohéme, zu der er sich zugehörig fühlt, gibt es nicht mehr. Die wohnt jetzt am Stadtrand und fährt Autos, in die zusammenklappbare Kinderwagen passen. Vielleicht ist Tristan der letzte seiner Art. So wie Odysseus.