Schon länger buhlen die USA und China um die Pazifikstaaten. Gleichzeitig sind viele der Inselstaaten im Fokus, weil sie der Klimawandel besonders trifft. Auch deshalb steigt ihre politische Bedeutung.
Weiße Sandstrände, klares Wasser, Idylle unter Palmen. Genau daran denken viele als erstes, wenn es um die Inselstaaten im Pazifik geht. Die Region gilt allerdings schon lange als strategischer Knotenpunkt zwischen Asien, Australien und den USA. Durch den Pazifik verlaufen die Routen des Welthandels. Die maritime Sicherheit wird dort abgewickelt, sagt Lena Bodewein, die die Situation vom ARD-Studio Singapur aus beobachtet.
Immer mehr Länder setzen auf Indo-Pazifik-Strategie
Deshalb hätten mittlerweile auch immer mehr westliche Länder wie etwa die USA eine Indo-Pazifik-Strategie entwickelt. Das sei vor allem eine Reaktion darauf, dass sich China so stark in der Pazifik-Region engagiert. Das Land kümmert sich dort schon länger um diplomatische Strategien und Hilfsprogramme.
Chinas Einfluss im Pazifik wächst
Zudem expandiert China wirtschaftlich immer mehr: Das "Reich der Mitte" will etwa Häfen und Flugplätze auf den Pazifikinseln entstehen lassen. Außerdem hat China im Pazifik mittlerweile ein großes Satellitennetz aufgebaut – ein Pendant zu GPS. Die USA befürchten, dieses Netz könne für Spionage, beispielsweise zum Tracken von Schiffen, genutzt werden. Auch militärisch kooperiert China mit verschiedenen Pazifikinseln wie Tonga oder Fidschi. 2022 wurde außerdem ein Sicherheitspakt mit den Salomonen geschlossen.
"Das [Chinas Sicherheitspakt mit den Salomonen] hat ziemlich für Aufsehen gesorgt und war auch ein Weckruf für die USA. Und seitdem springen die wieder richtig da rein."
Seitdem zeigen die USA wieder verstärkt Engagement im Pazifikraum, sagt Lena Bodewein. Experten zufolge sehen die Inselstaaten das allerdings eher als bloße Reaktion auf Chinas Vorpreschen. Sie haben deshalb kein echtes Vertrauen in die USA.
USA versuchen aufzuholen
Die USA versuchen, mehr diplomatische Präsenz in der Pazifikregion zu zeigen. Lena Bodewein berichtet, es seien etwa in vielen Ländern Botschaften wiedereröffnet oder neu eröffnet worden – darunter auf Tonga oder Vanuatu. Papua-Neuguinea sei außerdem Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich und Überwachung der Meere angeboten worden. Das Land hat nämlich das Problem, dass illegale Flotten die Meere leer fischen.
"Papua-Neuguinea haben die USA versprochen: Wir helfen euch. Auch bei der Katastrophenhilfe sind wir mehr an eurer Seite. Und sie schicken viele Leute vorbei wie US-Außenminister Blinken."
Um die US-Position zu stärken, ist sogar Antony Blinken nach Papua-Neuguinea gereist – als erster US-Außenminister seit 40 Jahren. Außerdem wurde ein neuer US-Pazifik-Gipfel ins Leben gerufen, um die Partnerschaft(en) wiederzubeleben: Im September 2023 hat US-Präsident Biden im Weißen Haus zwölf Regierungschefs aus dem Pazifikraum empfangen.
Pazifikinseln wollen Hilfe im Kampf gegen Klimawandel
Es ging dabei auch ums Geld. Die USA haben versprochen, über einen Zeitraum von zehn Jahren 800 Millionen US-Dollar zu investieren und damit eine Strategie für pazifische Partnerschaft zu finanzieren. Denn die Länder im Pazifikraum wollen offensichtlich auch davon profitieren, dass die USA und China um die Region buhlen, sagt Lena Bodewein.
"Die sind natürlich nicht blöd und sagen: Wenn ihr euch hier präsent zeigen wollt und wenn ihr wollt, dass wir euch hier akzeptieren, dann investiert doch mal richtig. Aber auch in Maßnahmen, die unser Vertrauen erwecken."
Vor allem im Kampf gegen die Klimakrise verlangen die Inselstaaten im Pazifik Hilfe von den reichen Ländern. Sie benötigen etwa finanzielle Unterstützung bei der Umsiedlung, sagen sie. Denn viele Menschen in den Staaten Tuvalu oder in Teilen von Fidschi können nicht mehr lange in ihren Ländern bleiben, da durch den Klimawandel der Meeresspiegel immer weiter steigt. Die Regierungen der Pazifikstaaten fordern zum Beispiel auch einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
"Sie [die Pazifikstaaten] sagen natürlich auch: Ihr, die G20, verpestet die Luft und wir gehen unter deswegen. Also helft uns bitte, gebt uns Entschädigungen für Schäden und Verluste aus der Klimakrise. Wir haben sie ja nicht verursacht."
Neben China und den USA versuchen aber auch noch andere Länder, die pazifischen Inselstaaten zu unterstützen. Es gibt diverse Projekte, die etwa von der EU oder von Deutschland gefördert werden – in Schulen, im Gesundheitsbereich oder im Katastrophenschutz. Die deutschen Botschafter in Neuseeland sind für die pazifischen Inseln zuständig und reisen öfter dorthin.
Deutsche Botschafter zeigen Flagge auf pazifischen Inseln
Bereits seit 2016 ist Deutschland ein sogenannter Dialogpartner des Pazifischen Inselforums, zu dem neben Australien und Neuseeland auch die Cook-Inseln, Fidschi, Französisch-Polynesien, Papua-Neuguinea, die Marshall-Inseln, Nauru, Samoa und Tonga gehören.
Am 6. November 2023 startet das 52. Pazifische Inselforum in Rarotonga auf den Cook-Inseln. Staatssekretärin Jennifer Lee Morgan vertritt Deutschland dort auf politischer Ebene. "Denn die Bundesregierung sagt, wir sehen diese Region als Prioritätsregion. Das sind wichtige, enge Partner in der internationalen Klimapolitik", sagt Lena Bodewein.
Deutschland für Klimagutachten
Deutschland hatte auch die Resolution unterstützt, die im März bei den Vereinten Nationen verabschiedet wurde und die den Internationalen Gerichtshof aufforderte, ein Klimagutachten zu erstellen. Darin soll geklärt werden, in welcher Weise die Staaten der Erde verpflichtet sind, das Erdklima zu schützen – und was passiert, wenn sie sich nicht daran halten.