MDMA, Kokain, Ketamin, Cannabis und Co: Zwei Gespräche über Drogen und Ausgehen. Autorin und Speakerin Nadine Primo kennt beides: chemisches Glück und die Risiken des Schwarzmarkts. Stefanie Bötsch ist Suchttherapeutin und Beratungsprofi.
Nadine hat längere Zeit in verschiedenen Positionen im Techno-Nachtleben gearbeitet – ein Umfeld, in dem nicht nur Alkohol, sondern auch andere, chemische Drogen wie MDMA konsumiert werden. Die Substanz mache Menschen wesentlich empathischer und schaffe ein intensives Gefühl der Verbundenheit mit dem Umfeld, der Musik und anderen Menschen. Anders als bei rein alkoholisierten Personen erlebe sie die Crowd beim Feiern als meist sehr angenehm. "Du hast wenig aggressives Verhalten, du hast wenig Stress", sagt die Autorin und Speakerin Nadine.
Partydrogen: Glücksgefühle mit Schattenseiten
Nadine geht sehr offen mit dem Thema um, und hat selbst viele Erfahrungen gesammelt – gute wie schlechte. Glorifizieren möchte sie Drogen deswegen auf keinen Fall, der Konsum habe auch Schattenseiten.
"Ich habe mich in dem Moment noch nie in meinem Leben so glücklich und verbunden gefühlt mit Menschen. Mir war danach aber auch direkt bewusst, dass es nur chemisches Glück ist."
Nadine erinnert sich noch sehr genau an ihre ersten Erfahrungen mit MDMA. Außergewöhnlich sei es gewesen. "Ich habe mich in dem Moment noch nie in meinem Leben so glücklich und verbunden gefühlt mit Menschen", sagt sie. Ihr sei aber auch direkt danach bewusst geworden, dass es chemisches Glück sei, das dem Körper vorgegaukelt werde und deshalb mit Vorsicht zu genießen sei. Es bestehe die Gefahr, dass man diesem Glück und Ausnahmezustand hinterherlaufe. Das habe sie bei anderen Menschen durchaus schon erlebt.
Wenn Nadine heute illegale Substanzen konsumiert, dann sei das vor allem auf ein einzelnes Ereignis bezogen – ein bestimmtes Festival im Jahr zum Beispiel, wo sie sich zusammen mit ihr vertrauen Menschen ganz bewusst für ein paar Tage die Flucht aus dem Alltag erlaubt, sagt sie.
"Am Ende des Tages sind Drogen halt einfach kein Spaß. Deswegen möchte ich auf keinen Fall Drogenkonsum glorifizieren, sondern ihn nur entdämonisieren, damit man mehr darüber aufklären kann."
Nadine achtet dabei auch sehr darauf, nach dem Festival wieder zur Ruhe zu kommen und der Erholung genügend Raum zu geben. Ein positives Körpergefühl sei ihr wichtig und ein guter Indikator für ihr eigenes Wohlbefinden.
Nadine liebt Sport und sie registriere genau, welche Signale ihr der Körper sendet. Sie achtet darauf, dass er sich nicht erschöpft und taub anfühle. Sie möchte Drogenkonsum nicht glorifizieren, sondern ihn nur entdämonisieren, damit man mehr darüber aufklären kann, sagt sie.
Mischkonsum keine gute Idee
Stefanie Bötsch ist Suchttherapeutin und Beratungsprofi. Längere Zeit hat sie ehrenamtlich auf Raves und Elektrofestivals gearbeitet und über Drogen aufgeklärt, aber auch Menschen zur Seite gestanden, die Schwierigkeiten während eines Trips hatten. Oftmals hätten sich diese nicht ausreichend über eine bestimmte Substanz informiert, obwohl das sehr wichtig sei.
"Mischkonsum ist vor allem für die Ersterfahrung absolut nicht ideal. Man sollte wirklich informiert in jede einzelne Konsumerfahrung gehen und dabei nicht mischen."
Auf Techno-Festivals werden neben Alkohol, Tabak und Cannabis an illegalen Substanzen vor allem Amphetamine, MDMA, Ecstasy oder Ketamin konsumiert. Nicht selten wird Alkohol mit anderen Dingen geschluckt. Keine gute Idee, sagt Stefanie Bötsch, vor allen unerfahrenen Erstkonsumenten rät sie dringend von Mischkonsum ab. Vielmehr sollten sie sich vor dem Konsum einer Substanz genau über die Wirkung informieren und sie einzeln konsumieren.
Auf das Set und Setting kommt es an
Als Beraterin auf Festivals geht es auf keinen Fall darum, Menschen zum Konsum anzufeuern, sagt die Suchttherapeutin, sondern darum, Risiken zu reduzieren. Wenn es die Möglichkeit gibt, Drogen zu testen, sollte das unbedingt getan werden. Auch wenn Pillen die gleiche Farbe und Prägung haben, können sie trotzdem unterschiedlich zusammengesetzt sein. Durch das Drug-Checking lasse sich genau prüfen, welche Substanzen enthalten sind und in welcher Dosis. Dadurch gebe es ein bisschen mehr Sicherheit beim Konsum.
Wichtig sei aber auch das Set und das Setting. Beim Set gehe es neben den Kenntnissen über eine Substanz vor allem um Fragen des eigenen Wohlbefindens: "Wie geht es mir, wie bin ich drauf, was weiß ich über die Substanz? Und bin ich psychisch stabil genug, um jetzt so in meinen Körper einzugreifen", sagt Stefanie Bötsch.
Setting bedeutet, in einem guten Umfeld zu sein, in dem es auch Personen gebe, auf die man sich verlassen könne. Manche Substanzen würden in einem gewissen Setting nur schwer funktionieren und können gerade Erstkonsumenten schnell überfordern.
"Wird die Party mein Alltag und funktionieren die Partys nur mit Drogen, kann es sehr schwer werden, auch nüchtern Dinge zu erleben."
Drogen auf einer Party zu konsumieren, sei eine Sache. Werden Partys aber zum Alltag, die dann auch nur mit Drogen funktionieren, könne es Probleme geben. Dann kann es sehr schwer werden, den Rest des Alltags im Griff zu behalten und auch nüchtern Dinge zu erleben, sagt die Suchtexpertin.
Bedenklich werde es aber auch, wenn Drogen konsumiert werden, um alltägliche Dinge zu anzugehen – Amphetamine beim Wohnungsputz zum Beispiel. "Da kommen wir dann in einer sehr hohen Funktionalität des Konsums, was ein hoher Risikofaktor für die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung ist", sagt Stefanie Bötsch.
+++ Hilfe bei Suchtproblemen +++
Professionelle Beratung zu Drogenthemen gibt es bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Niedrigschwellige digitale Beratung bei Problemen leistet die Seite digisucht.de.
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- Nadine Primo, Autorin und Speakerin, findet MDMA-Crowds eher angenehm.
- Stefanie Bötsch freut sich, dass Drug-Checking in Deutschland normaler werden soll.