Bei Parität und Vorständen landet Deutschland in Europa auf dem viertletzten Platz. Unterhalb der Vorstandsebene gibt es weibliche Führungskräfte. Doch die wenigsten schaffen es in den Vorstand.
Bei Frauen in Unternehmensvorständen ist Deutschland europaweit auf dem viertletzten Platz. Nur zehn Prozent der Vorstandsmitglieder in deutschen Top-Unternehmen sind Frauen. Das beste Ergebnis ist ein Frauenanteil von etwa einem Drittel in Rumänien und Estland.
Hinter Deutschland stehen Kroatien, Österreich und Luxemburg mit sechs Prozent Frauen in Vorständen. Die Boston Consulting Group hat sich dafür die Top 100 der an der Börse notierten Firmen angesehen.
"Da ändert sich nur in ganz kleinen Schritten was. Wenn es in dem Tempo weitergeht, ist eine 50/50-Verteilung erst in über 30 Jahren erreicht."
Untersucht wurden auch die Ebenen unter der Führungsetage. Das Ergebnis: Dort gibt es im Durchschnitt doppelt so viele Frauen wie in den Vorständen. "Das heißt, die Kandidatinnen sind da, aber nur ganz wenige schaffen den Schritt in die nächste Ebene", sagt Alexander Türpitz, Managing Director bei der Unternehmensberatung Boston Consulting.
Bei der Vorstellung der Studie kam auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) zu Wort. Sie nutzte die Gelegenheit, um auf den sogenannten Thomas-Kreislauf zu verweisen. Demnach fördern Führungskräfte vor allem diejenigen, die ihnen ähneln. Die Ministerin bezog sich mit diesem Hinweis auf die recht aktuelle Studie der gemeinnützigen Allbright-Stiftung (im PDF auf Seite zehn).
Lösungsvorschläge: Transparenz, Anreize und Quote
Die Studie des Beratungsunternehmens hat drei Lösungsansätze für Unternehmen parat:
- Transparenz schaffen: Frauenanteile in Stellenanzeigen veröffentlichen
- Anreize bieten: Fördern, dass beide Partner das Elterngeld gleichmäßig in Anspruch nehmen
- Quoten: Frauenquoten in Vorständen und auch der Ebene unter dem Vorstand
Für Aufsichtsräte von großen Unternehmen gibt es seit 2016 eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent. Der Frauenanteil ist seitdem auf 33 Prozent gestiegen. Bisher betrifft das etwa 100 Firmen. Wenn es nach Franziska Giffey geht, sollen es 600 werden. Dafür muss sie sich mit dem Koalitionspartner einigen.
Mit dem zweiten Führungspositionengesetz – kurz FüPoG II –, das plant das SPD-Ministerium, könnte auch der Frauenanteil in Vorständen geregelt werden.
CDU plant Quote
Die CDU lehnt den Entwurf für das Führungspositionengesetz ab, weil er über die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag hinausgehe. Auch innerhalb der CDU gab es heftige Auseinandersetzungen wegen einer Frauenquote für die Partei selbst. Eine Quote könnte auf einem Parteitag 2021 eingeführt werden.
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