Fieser Schnupfen und eine triefende Nase: In der kalten Jahreszeit erwischt es fast jeden von uns mindestens einmal. Oft putzen wir uns dann über Tage die Nase wund. Aber welches Gewebe eignet sich zum Naseputzen eigentlich besser? Stoff oder Papier? Wir haben es getestet.
Früher waren Taschentücher aus Stoff völlig normal, heute scheinen sie aus der Zeit gefallen. Das stimmt aber nicht ganz. Es gibt tatsächlich Menschen, denen nichts anderes an ihre verschnupften Nasen kommt als echter Stoff. Aber ist das eigentlich ratsam?
Stofftaschentücher versus Papiertaschentücher
Das Thema lässt sich von zwei Seiten betrachten: vom Umwelt- und vom hygienischen Aspekt. Fangen wir bei der Hygiene an. Viele finden die Vorstellung ekelig, mehrmals in dasselbe Stofftaschentuch zu schnäuzen. Aus gutem Grund, sagt Wolfgang Vahle, HNO-Arzt aus Paderborn. Bei einem echten Schnupfen ist es keine gute Idee, Stofftaschentücher zu verwenden. Schon allein wegen des vielen Schleims.
"Erst mal sind die Mengen viel größer, man kommt mit dem Waschen nicht nach. Das Stofftaschentuch ist dann feucht und nass und packt es immer wieder an."
Mit dem Schnupfen landen auch die Krankheitserreger im Taschentuch. In der Tasche haben sie es bei Feuchtigkeit und Wärme dann richtig schön gemütlich, überleben unter diesen Bedingungen prima und vermehren sich womöglich. Und beim nächsten Schnäuzen reiben wir sie uns dann wieder unter die Nase. Daher die klare Empfehlung des Fachmanns:
Bei Schnupfen Papiertaschentücher nur einmal verwenden und dann wegwerfen!
Wenn im Winter die Nase läuft, es aber keine Erreger gibt, die Schnupfen auslösen, dann könnt ihr über Stofftaschentücher nachdenken. Allerdings rät der Arzt, dass ihr sie regelmäßig wascht und - ganz wichtig - bügelt.
"Wenn die gebügelt werden, werden sie sozusagen sterilisiert, denn die hohe Temperatur des Bügeleisens machen auch die Bakterien tot."
Wenn Oma also ihre Stofftaschentücher gebügelt hat, war das gar nicht spießig sondern eine wichtige Hygienemaßnahme.
Zwar gibt es keine Vergleichsstudien die die Ökobilanz von Stoff- und Papiertaschentücher explizit miteinander vergleichen, aber im Prinzip läuft das wie bei Einweg-Papiertüten und Mehrweg-Baumwollbeuteln. Was den Ressourcenverbrauch bei der Herstellung angeht, ist ein Zellstoff-Papiertaschentuch erst mal besser als ein neues Baumwoll-Stofftaschentuch. Bis sich das rechnet, müssen wir es oft wiederverwenden. Aber das ist ja auch Sinn und Zweck des Stofftaschentuchs.
Stoff ökologisch klar im Vorteil
Und wer von seinen Großeltern eins geerbt hast, oder selbst eins aus Stoffresten zusammennäht, sammelt deutlich Pluspunkte. Auch passen die Stofftücher in jede noch so volle Waschmaschine rein und wenn das Bügeleisen eh schon warm ist, dann haben wir das kleine Tuch ratzfatz mitgebügelt. Der Energieverbrauch ist für ein Tuch aus Stoff also marginal.
Für Papier hingegen werden Bäume gefällt, die Herstellung verbraucht relativ viel Wasser und Energie, außerdem verursacht Papier Müll.
"Also, ich kann es jetzt nicht mit Sicherheit sagen, aber ich würde schätzen, da schneidet ein Stofftaschentuch sicher besser ab."
Einen klaren Sieger wollen wir nicht festmachen, denn es gibt mit Taschentüchern aus Recyclingpapier einen guten Kompromiss. Die gibt es in jedem Drogeriemarkt und sie sind deutlich besser in der Umweltbilanz. Das sagt auch das Umweltbundesamt. Heute stehen Recyclingtücher in der Qualität dem Frischpapier in nichts mehr nach und kratzen auch nicht mehr so wie früher. Wer sich solche Tücher kauft, der sollte aber darauf achten, dass der Blaue Engel auf der Verpackung ist. Der steht nämlich für 100 Prozent Recyclingmaterial im Produkt.