In den vergangenen Tagen gingen Meldungen durchs Netz, dass eine italienische Supermarktkette Nutella aus den Regalen verbannen will. Grund: Es sollen krebserregende Stoffe drin sein. Auf unsere Nachfrage hat der Supermarkt zwar gesagt: Stimmt nicht, Nutella gibt es weiterhin, aber tatsächlich gebe es ein Problem mit Palmöl. Für die eigenen Produkte will die Kette das Pflanzenfett nicht mehr verwenden.
Bei der Herstellung von Palmöl - und auch bei anderen raffinierten Pflanzenfetten - werden die Fette stark erhitzt. Sie verlieren dadurch ihre Farbe, ihren Geruch und Eigengeschmack. Und bei über 200 Grad kann gebundenes Glycidol entstehen. Das Glycidol wird bei der Verdauung freigesetzt und gilt als potenziell krebserregend.
Das gebundene Glycidol kommt zwar in allen möglichen raffinierten Pflanzenfetten und -ölen vor, aber in Palmöl ist davon besonders viel. Und weil Palmöl ein sehr günstiges Fett ist, ist es weit verbreitet in der Lebensmittelproduktion. Es sorgt zum Beispiel dafür, dass ein Nussnougataufstrich schön cremig ist.
"Also die Experten, mit denen ich gesprochen habe, sagen: Bitte keine Panik. Ja, die Stoffe bergen ein Risiko. Aber - platt gesagt - über die Straße gehen tut das auch."
Das Problem: Ob und in welcher Konzentration gebundenes Glycidol in einem bestimmten Lebensmittel steckt, lässt sich für Konsumenten nicht wirklich erkennen. Deshalb arbeitet das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) gerade an einer Studie, die genau das untersucht. Die Studie soll noch in diesem Frühling erscheinen. Das BfR hat zum Beispiel hohe Konzentrationen in Süßkram wie Donuts oder süßen Brotaufstrichen gefunden, aber auch in Säuglingsnahrung.
Auch die EFSA, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und eine Studie dazu herausgegeben. Diese Studie wiederum liegt jetzt bei der Europäischen Kommission, die damit beauftragt ist, Grenzwerte festzulegen. Aber so etwas dauert immer seine Zeit. Und wo die Grenzwerte liegen werden, steht noch nicht fest.
DRadio-Wissen-Autorin Katrin Ohlendorf rät, dass wir bewusster einkaufen sollten. Also drauf achten, wo Palmöl enthalten ist und wenn es geht, darauf verzichten. Außerdem hilft eine gesunde Ernährung: weniger Fertigprodukte, weniger Süßkram und frittiertes Essen. Wenn wir auf diese Regeln achten, essen wir auch automatisch weniger raffinierte Fette.
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