Ein gelbes Solarboot der DHL liefert auf Spree, Havel & Co. Pakete auf dem Wasserweg aus. Lautlos und klimaneutral, so das Versprechen. Weiter geht es mit dem E-Lastenrad. Wir haben das ganze mal unter die Lupe genommen.
Die rund zehn Meter lange und schmale Barkasse ist ein elektrisch angetriebenes Solarschiff. An wolkigen Tagen kommt die Power aus der Batterie. Sehr schnell voran geht es nie, denn in Berlin gilt auf Wasserstraßen ein Tempolimit von 10 km/h. Unsere Reporterin Grit Eggerichs ist mitgefahren.
E-Kähne schon vor über hundert Jahren
Für Steuermann Dirk Braumann ist E-Mobilität auf dem Wasser nicht Neues. Denn die Ziegel für die Berliner Mietshäuser kamen schon vor über hundert Jahren per Elektrokahn in die Stadt. 80 E-Schlepper fuhren damals zwischen der großen Ziegelei in Brandenburg und dem Zentrum von Berlin hin und her. Es gab eine eigene Batteriefabrik und ein eigenes Wasserwerk.
"Die Ziegeleien früher hatten sogar eine eigene Batteriefabrik und ein eigenes Wasserwerk, um die zu laden. Die waren schon gar nicht so schlecht."
Die DHL erfindet die Logistik also nicht neu, wenn sie Pakete jetzt klimafreundlich auf dem Wasser transportieren will. Das Schiff transportiert jeden Tag etwa 350 Pakete, sagt Johannes Nedo von der DHL. Das sind rund 0,2 Prozent aller Sendungen, die täglich an Berliner Adressen geliefert werden.
Nur 350 Pakete, vor allem gute PR
Bisher ist das gelbe Solarboot mit dem roten Logo eine willkommene PR für das Unternehmen, gibt Johannes Nedo zu. Andererseits müsse man ja auch irgendwo anfangen. Die Idee für die Zukunft wäre ein ganzes Paket-Transportnetz entlang der Berliner Wasserwege.
"Im Idealfall bekommen wir an der Spree und an der Havel mehrere Packstationen, vielleicht 50, 60. Oder halt auch die Möglichkeit, vielleicht in den Hafen Neukölln weiterzufahren, um dann eine größere Abdeckung zu haben."
Um das zu schaffen, bräuchte es allerdings nicht nur die Wasserstraßen und eine kleine Flotte aus Solarbooten, sondern auch passende Be- und Entlade-Terminals an den Ufern. Die Kaimauer am Anlegeplatz im Berliner Westhafen ist zum Beispiel eigentlich viel zu hoch für den kleinen Kahn. Sie ist für große Schlepper ausgelegt.
Solarboot noch im Testbetrieb
Momentan ist das Ganze aufwendige Maßarbeit: Dirk Braumann öffnet eine Klappe im Dach, fährt einen Paketwagen unter die Luke und wirft dem Kollegen über ihm zwei Gurte zu. Daran wird der Wagen dann durch die kleine Luke nach oben gezogen.
Das Boot war eigentlich mal eine Fahrgast-Barkasse. Die DHL hat es so umbauen lassen, dass sie ihre Pakete be- und entladen kann. Dafür musste die Klappe erst ins Dach geschnitten werden. Das Ganze ist ein Experiment – das gelbe Solarboot fährt nach wie vor im Testbetrieb.
Per Lastenrad weiter zum Ziel
Wenn ein Schlepper vorbeifährt, wackelt das kleine Boot bedenklich. Zum Glück sind die Pakete schon oben. Der Gabelstapler fährt sie zu einem Lagerhäuschen. Dort wartet schon Andreas Schwager, der bei der DHL für nachhaltigen Transport zuständig ist. Die Pakete werden auf Lastenräder verteilt und über eine Brücke ins gegenüberliegende Wohngebiet ausgeliefert.
"Die Zustellung erfolgt im Grunde genommen – Tatsache – CO2-neutral mit dem Lastenrad."
"CO₂-reduziert" würde es besser treffen. Der Strom für die Lastenräder und E-Scooter kommt aber immerhin zu 95 Prozent aus erneuerbaren Energien, sagt DHL. Um aber wirklich flächendeckend klimafreundlich zustellen zu können, bräuchte die DHL – zusätzlich zu ihrer Flotte von 1.700 E-Lastenrädern – noch mal mehr als doppelt so viele mehr.
Robin Hilke lädt die Pakete per Hand in den Laderaum seines Lastenrads. Zukünftig ist geplant, dass fertig gepackte Boxen hier im Hafen ankommen, und die Lastenräder nur noch eine leere gegen eine volle Box tauschen müssen. Bis es so weit ist, müssen aber noch viele kleine Ladestationen entlang der Oder, der Spree und der Berliner Kanäle gebaut werden. Und viele solarbetriebene Zustellboote.
Offenbar hat der Berliner Senat dafür auch schon einen Plan in der Schublade. Wann und wie der umgesetzt wird, ist allerdings Stand jetzt noch unklar.