Wenn Physik biologisch wird – und kriminell: Schwarze Löcher sollen Galaxien erwürgen können. Nur James-Webb hat es gesehen. Eine Tatortbegehung mit dem Astrophysiker Michael Büker.

Klar, ein supermassereiches Schwarzes Loch kann theoretisch das Ende einer ganzen Galaxie bedeuten, das Ende des Sternenwachstums. Was schon lange gedacht worden ist, hat nun eine Gruppe von Forschenden erstmals bei der Galaxie GS-10578 beobachtet.

Ende des Sternwachstums

Diese spezielle Galaxie ist auch als Pablo's Galaxy bekannt. Sie wächst offenbar nicht mehr. Es entstehen dort keine neuen Sterne.

"Mit der aktuellen Forschungsarbeit scheint erstmals beobachtet worden zu sein, wie ein Galaxienkern dabei ist, seiner Galaxie die Sternentstehung abzuwürgen."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Ermöglicht hat dieses Ergebnis das James-Webb-Weltraumteleskop, erklärt der Astrophysiker Michael Büker: "Mit dem James-Webb -Weltraumteleskop ist erstmals der Nachweis gelungen, dass im vorliegenden Fall auch kaltes Gas aus dieser Galaxie hinausgeschleudert wird."

Kalte Gase gelten als Rohstoff für die Entstehung neuer Sterne. Sie sind reich an Masse – verglichen mit heißen Gasen jedenfalls. Die Bewegung kalter Gase ist von der Erde aus erst mit diesem speziellen Weltraumteleskop möglich geworden.

Kalte Gase werden sichtbar

Kalte Gase emittieren kein Licht. Mittels des Weltraumteleskops lassen sich Wolken kalten Gases dann erkennen, wenn sie dahinterliegende Lichtquellen verdecken.

"Bislang konnten die Forschenden aus der Ferne, also von der Erde aus, nur heißes Gas verfolgen."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Schon länger wurde vermutet, dass ein aktiver Galaxienkern – also ein supermassereiches Schwarzes Loch – die Sternentstehung einer Galaxie abwürgen kann, erklärt Michael Büker. Dieses Abwürgen kann Folge einer Art von Überaktivität sein.

Eine andere Möglichkeit: Die Sternentstehung kann auch als Folge einer Kollision zweier Galaxien zum Erliegen kommen. Bezogen auf GS-10578 lässt sich diese These wohl ausschließen. Michael Büker erklärt: "Es gibt keine Anzeichen für eine Kollision. Die Galaxie, die man beobachtet, ist immer noch wohlgeformt."

Shownotes
Astrophysik und Raumfahrt
Pablo's Galaxy: Hier wachsen keine Sterne mehr
vom 22. September 2024
Moderation: 
Anna Kohn
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist