Es gibt sie: Paare, in denen die Frau mehr Kohle macht als der Mann. In rund zehn Prozent aller Fälle ist das so. Überraschenderweise können wir aber - Frauen wie Männer - damit nicht recht umgehen. Das sagt Soziologin Sarah Speck.
Wir sind ja partnerschaftlich alle ziemlich gleichberechtigt unterwegs. Das glauben wir zumindest. Viele Paare sprechen davon, dass sie sich die Arbeit und die Kosten zu Hause teilen. Ist doch egal, wer mehr verdient. Jeder macht seinen Teil. Fertig.
Bei genauem Hinsehen, sagt aber Soziologin Sarah Speck, ist diese gleichberechtigte Rollenverteilung oft ein Trugschluss. Gerade im akademischen oder individualistischen Milieu.
"Wenn man ganauer hinsieht, machen die Frauen weiterhin meist den Großteil der Haus- und Sorgearbeit. Und dadurch bleiben sie latent sehr stark im klassischen Rollenmodell verhaftet."
Das ist auch dann so, wenn die Frau mehr verdient als der Mann. Männer machen dann nicht automatisch die Hausarbeit, während die Frau das Geld nach Hause bringt. Sondern die Frau tut weiterhin so, als wäre der Mann der Versorger. Im Buch "Wenn der Mann kein Ernährer mehr ist" haben Sarah Speck und Kollegin Cornelia Koppetsch erklärt, warum das so ist.
"Die Frauen wehren den Statusverlust des Mannes ab."
Nach außen wird weiterhin so getan, als sei man gleichberechtigt. Denn: "In heterosexuellen Attraktivitätsmustern bleibt Männlichkeit weiterhin stark an den Beruf gekoppelt“, sagt Sarah Speck. Will heißen: Ein Mann als Hausmann - damit kommen weder die Männer noch die Frauen wirklich klar. Paare kaschieren gemeinsam, dass die Frau mehr verdient. Sie streben oft beide wieder das klassische Ernährermodell an. Oder sie deuten ihre Situation als eine nur vorübergehende.
Können wir das nicht besser?
Nur ein Milieu hat Sarah Speck gefunden, in dem der Rollentausch ansatzweise klappt: Sie hat es das "familistische Milieu" geannnt. Ein Milieu mittleren Einkommens, das sich stark über die Familie definiert und oft christlich geprägt ist. Wenn dort die Frau mehr verdient, wird der Mann, zum Wohl der Familie, quasi zum Hausmann. Er deutet seine Aufgaben dann aber leicht um, fängt an zu renovieren und am Haus zu werken.