Was sind einfach interessante, persönliche Geschichten und was ist schon leicht übergriffiges Oversharing? Für Podcasthost Michael Overdick ist eigentlich fast nichts zu privat, um es anderen zu erzählen. Die Psychologin Denise Ginzburg erklärt, wo die Trennlinie zwischen Offenheit und Oversharing verläuft.
Ihm ist eigentlich nichts peinlich. Er redet gerne über Sex und alles, was er erzählt, hat er erlebt, sagt Michael Overdick. Auf 120 Folgen hat er es gemeinsam mit seinem Team beim Podcast "Schwanz & Ehrlich" gebracht. Es geht dabei um schwulen Sex. Auch über Sex-Unfälle hat er offen gesprochen und eben auch darüber, dass Analsex nicht immer eine ganz saubere Angelegenheit ist.
Von anderen könne man dabei lernen und eine ganze Menge mitnehmen, findet Michael. Er sagt: "Da gibt es kein Tabu. Wenn ich merke, dass das Interesse da ist, teile ich gerne." Privat sind für ihn eigentlich nur familiäre Dinge.
"Gerade über sexuelle Dinge sollte man sprechen. Das ist kein Tabuthema und soll auch kein Tabuthema sein."
Grundsätzlich mache er den Mund manchmal schneller auf, als er denke, sagt Michael. Er könne aber auch schweigen, wenn nötig: "Wenn ich nüchtern bin und merke, dass es gerade nicht angebracht ist, dann kann ich auch meinen Mund halten."
Erst die Penisbilder, dann der Kater
Eine Gelegenheit, bei der er sich geschämt hat, war bei einer Grillparty, die er mit seinem damaligen Freund besucht hat. Es gab zuviel Schnaps und sein Onlyfans-Account wurde zum Thema.
Schließlich hat er denjenigen, die es wollten, Penisbilder von sich gezeigt, später kam der Kater und er hat sich entschuldigt. Abgeschreckt habe er die anderen damit allerdings nicht, sagt er. Er ist weiterhin zu ähnlichen Partys eingeladen worden.
"Alles, was ich öffentlich erzähle, das sind Sachen, die darf ich erzählen, das ist abgesprochen. Ich würde niemals Sachen erzählen, wo ich weiß: Das möchte die andere Person nicht."
Im Ergebnis habe der Podcast dazu geführt, dass er mehr Rücksicht nehme. Michael sagt: "Man lernt sich besser kennen, seine Mitmenschen. Am Ende bin ich rücksichtsvoller geworden. Ich versuche, sehr weitwinklig zu denken."
Offenheit und Oversharen sind zwei unterschiedliche Dinge, sagt die Psychologin Denise Ginzburg. Wenn Menschen zu viel Privates von sich erzählen, kann das auch andere Gründe haben.
"Oversharing hat nichts mit Offenheit zu tun, sondern eher damit, dass jemand etwas kompensieren möchte"
Wenn wir Privates von uns berichten, sollten wir uns fragen, warum wir das tun. Die Psychologin nennt folgende Punkte, die uns dabei helfen können:
- Suche ich Trost, eine Lösung? Möchte ich eigentlich über Probleme sprechen?
- Möchte ich besonders selbstsicher rüberkommen? Habe ich Ängste?
Als direkte Reaktion auf Menschen, die zu viel von sich preisgeben, komme etwa Folgendes in Frage: "Huch, das sind aber gerade ganz schön private Infos, die du erzählst." Wichtig bei dieser Reaktion sei, dass das Gegenüber das Gesicht nicht verliert.
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