Die Menschen im Südsudan leiden unter Krieg und Hunger. Mehr als eine Million Menschen sind auf der Flucht. Hunderttausende drohen zu verhungern. Kai Mirjam Kappes war dort und erzählt von der katastrophalen Situation vor Ort.
Zehn Tage lang war Kai Mirjam Kappes vom Hilfsbündnis Aktion Deutschland Hilft im Südsudan unterwegs, um sich ein Bild von der Lage dort zu machen. Sie reiste durch ein Land, das die meisten nur aus den Nachrichten kennen. Der Südsudan gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Jeder Vierte der rund elf Millionen Einwohner ist auf der Flucht – vor Bürgerkrieg, Armut und Hunger.
Die Menschen hungern
"Die Frauen recken einem die Babys entgegen und sagen: 'Hilf uns, hast du was zu essen dabei'?“ erzählt Kai. "Das zu erleben, ist was ganz anderes, als wenn man es vom Sofa aus im Fernsehen sieht."
Der Hunger ist das größte Problem, sagt Kai. In einigen Teilen des Landes sehen die Vereinten Nationen seit Ende Februar alle Kriterien für eine Hungersnot erfüllt. Dort sind 30 Prozent der Menschen unterernährt, jeden Tag sterben dadurch mindestens zwei von 10.000 Menschen.
"Das ist so, als würden in Berlin jeden Tag 700 Menschen verhungern."
"Wir haben Schulspeisungsprojekte gesehen, wo sich die Kinder aufs Essen stürzen, es in sich reinstopfen, weil sie genau wissen, es kommen andere Kinder, die betteln und versuchen, es ihnen wegzunehmen", erzählt Kai. Es gab aber auch andere, schöne Momente, wenn Kinder auf Kai zugelaufen sind, sie anstrahlten und anfassen wollten.
Seit 2011 ist der Südsudan unabhängig, doch schon jetzt wegen Kämpfen zwischen Armee und Rebellen extrem zerrüttet. "Die Situation ist herzzerreißend und katastrophal, weil es eine menschengemachte Krise ist", sagt Kai. Zwar herrsche auch im Südsudan - ähnlich wie in Somalia, Kenia und Äthiopien - eine schwere Dürre. Aber durch die blutigen Kämpfe in dem jungen Staat trauen sich die Menschen nicht mehr, ihre eigentlich fruchtbaren Felder zu bestellen.
"Es gibt Öl, es gibt fruchtbares Land im Südsudan und es ist wirklich herzzerbrechend, zu sehen, wie diese Menschen so leiden, und dabei müssten sie es eigentlich nicht."
Durch die Gewalt in dem Land sind auch viele Menschen in Sumpfgebiete geflohen, die für Helfer kaum zugänglich sind. Hubschrauber-Teams versuchen daher, aus der Luft Hilfe zu leisten.
Menschen nur schwer zu erreichen
Auch die medizinische Situation ist extrem schwierig. "Es ist Cholera ausgebrochen und es gibt ganz massiv Malaria", sagt Kai. Schon eine kleine offene Wunde kann zum Tod führen, denn das ohnehin geschwächte Immunsystem der Menschen ist oft nicht stark genug.
Weil bald die Regenzeit anfängt, und es dann noch schwieriger wird, mit schweren Lastern auf den sandigen Straßen zu fahren und die Menschen zu erreichen, haben die Hilfsorganisationen angefangen, Lager im ganzen Land zu füllen. Von dort können sie die lebenswichtigen Güter dann mit kleineren Autos ausliefern.