Erst wenn ein Organspender hirntot ist, dürfen seine Organe entnommen werden. Herzschlag und Atmung werden mit Geräten aufrecht erhalten. Für Laien sieht der Körper eines Hirntoten lebendig aus - das verunsichert viele.
Die Zahl der Organspenden ist 2017 auf einen Tiefstand gefallen. Ein Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn soll dafür sorgen, dass die Zahl der Organspenden wieder zunimmt. Die Kommentare zu unserem Beitrag "Organspende wird umorganisiert: Mehr Transplantationen – per Gesetz", den wir auf Facebook gepostet haben, zeigen, dass manche unserer Facebook-User wenig Vertrauen in die gängige Organspende-Praxis haben.
Deshalb wollten wir die Frage nochmal genauer klären: Wann ist ein Mensch tot? Beziehungsweise wann ist er ausreichend tot, damit er für die Organspende infrage kommt?
Bestimmung des Hirntodes bei Organspendern
Bevor Organe bei einem Spender entnommen werden dürfen, muss der Hirntod festgestellt werden. Den Hirntod als Zeitpunkt für die Entnahme von Spenderorganen festzulegen hält Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Winkelheide für gerechtfertigt, denn: "Nach dem Hirntod gibt es keinen Weg mehr zurück ins Leben."
Um Fehler bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts zu vermeiden, gibt es in Deutschland klare Regeln für die Bestimmung des Hirntodes:
- Zwei Ärzte müssen unabhängig voneinander feststellen, dass das Hirn keine Aktivitäten mehr zeigt.
- Die Ärzte dürfen zuvor nicht in die Betreuung des Patienten eingebunden gewesen sein.
- Mindestens einer der Ärzte muss ein Neurologe sein.
- Es ist geregelt, welche Untersuchungen gemacht werden müssen, damit es keine fachlichen Fehler gibt.
"Das Hirntod-Konzept sorgt bei vielen Menschen für Unbehagen."
Früher war es relativ einfach, den Tod eines Menschen festzustellen, sagt Martin Winkelheide. Wenn das Herz aufgehört hat zu schlagen und die Atmung ausgesetzt hat, wurde ein Mensch für tot erklärt. Denn es war klar, dass dieser Mensch keine Überlebenschance mehr hatte.
In den Zeiten der Intensivmedizin gibt es heutzutage Geräte, die Funktionen von Herz, Lunge und Nieren aufrecht erhalten können. Das bedeutet, dass das Herz weiter schlägt und die Atmung funktioniert. Damit ist es schwieriger geworden, den Todeszeitpunkt zu definieren. In der Medizin gilt daher inzwischen der Hirntod als der Moment des Todes.
"Schwierig ist es, überhaupt Abschied zu nehmen. Man hört, der Mensch ist tot. Man fühlt aber, er ist aber noch warm ."
All das kann den Angehörigen beim Tod eines Organspenders zu schaffen machen: Der Hirntote zeigt keine deutliche Zeichen für seinen Tod. Im Gegenteil: Er wirkt lebendig: Der Körper bleibt warm, die Haut bleibt rosig, es sind keine typischen Leichenflecken zu sehen, und das Herz schlägt weiter.
Für einen Laien ist ein Hirntoter der an lebenserhaltende Geräte angeschlossen ist, kaum von einem lebendem Menschen zu unterscheiden. Aber all das ist notwendig, damit die Organe für wartende Empfänger genutzt werden können.
Manche Menschen haben auch Angst davor, für tot erklärt zu werden, obwohl sie noch leben.
"Damit haben auch Ärzte, die den Körper in den OP schieben, um das Organ zu entnehmen oft ein Problem. Und erleben diese Situation als sehr belastend."
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