Orang-Utans in der freien Wildbahn gibt es weltweit nur auf den indonesischen Inseln Borneo und Sumatra. Besonders gefährdet sind die Menschenaffen durch die zahlreichen Palmölplantagen, die dort in den vergangenen Jahren entstanden sind. Die indonesische Regierung verkauft Waldgebiete an Palmöl-Firmen. Was dann aber mit den Tieren passiert, die zum Beispiel durch die Abholzung ihren Lebensraum verlieren, dafür hat sich die Regierung keine Lösung ausgedacht. Josefine Bennien hat ein halbes Jahr auf Borneo in einer Station gearbeitet, die Orang-Utans rettet.
Für die Palmölplantagen-Besitzer sind die dort lebenden Orang-Utans die Pest. Die Tiere zerstören die Palmen, fressen die Früchte und sind generell ein Störfaktor. Häufig erschießen deshalb die Waldarbeiter die Erwachsenen Tiere und verkaufen die Äffchen-Waisen auf dem Schwarzmarkt. In indonesischen Dörfern gilt es nämlich nach wie vor als Statussymbol, Orang-Utans als Haustiere zu halten. Allerdings: Die Menschenaffen sind als Babys unglaublich süß und kuschelig, als ausgewachsene Tiere aber kaum unter Kontrolle zu halten. Ein männlicher erwachsener Orang-Utan ist zehn Mal so stark wie ein Mann.
"Wenn man sich vorstellt, dass Orang-Utans normalerweise drei Jahre in unmittelbarer Nähe der Mutter, sprich in ihrem Fell hängen, kann man sich vorstellen, wie sehr sie darauf angewiesen sind, die Mutter ersetzt zu bekommen."
Bevor die Organs auf die Station kommen, müssen sie eine Weile in Quarantäne verbringen, damit ausgeschlossen werden kann, dass sie ansteckende Krankheiten mitbringen, die sie auf die anderen Affen übertragen. Anschließend gibt es dann sechs verschiedene Klassen für die Menschenaffen - je nach Alter und Fähigkeiten. Die Babys kommen in die "Nursery". Dort kümmern sich Frauen, die sogenannten "Baby-Sisters" um die Orang-Utans. Normalerweise nämlich leben die Äffchen die ersten drei Jahre in unmittelbarem Kontakt zur Mutter und hängen mehr oder weniger die ganze Zeit bei ihr im Fell. Waisenäffchen bekommen diese Nähe also von dafür ausgebildeten Frauen.
"In der Klasse müssen sie sich dann mit Klassenkameraden auseinandersetzen. Da gibt's dann auch die Bullis und welche, die sind ganz lieb und kriegen immer aufs Maul."
Am Anfang geht es darum, den Affen viel Nähe zu geben und ihnen grundlegende Fähigkeiten beizubringen, die sie normalerweise von der Mutter lernen. Dazu gehört das Klettern, das Bauen von Nestern und auch die Nahrungssuche im Regenwald. Die von Menschen aufgezogenen Tiere wissen oft nicht einmal, vor welchen anderen Tieren sie sich in Acht nehmen müssen. Nach der Nursery geht es in die Schule, da lernen die Orang-Utans in Gruppen klar zu kommen. Und der Kontakt zu den Menschen wird immer weiter zurückgeschraubt.
Josefine Bennien
Josefine Bennien ist Tierärztin und war während des Studiums im Jahr 2011 ein halbes Jahr auf Borneo, wo sie für die Station Nyaru Menteng gearbeitet hat. Sie war dort mit der Organisation "Borneo Orangutan Survival". Sie hat es ein paar Mal erlebt, dass gerettete Affen, die als Haustiere gehalten wurden, eingeliefert wurden. Auf der Station waren aber auch Affen, die aus thailändischen Zoos oder aus Puffs kamen, wo sie als Sex-Affen missbraucht worden waren. Auf der Station gibt es Rescue-Teams, die ausrücken, wenn sie darüber informiert werden, wo Affen gefangen gehalten werden.
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