Online-Shopping ist super einfach und bequem. Aber nicht für jeden Kunden kostet dasselbe Produkt auch gleich viel.
Einer aktuellen Studie zufolge ist Deutschland Europameister im Online-Shopping: Gemessen am gesamten Einkaufsvolumen geben wir 11,5 Prozent für Online-Shopping aus. Eine besonders große Marktmacht hat dabei Amazon. 90 Prozent kaufen hierzulande inzwischen bei dem Online-Alleshändler ein – das hat die Total Rail 2017 herausgefunden.
Berichte, dass Amazon unterschiedliche Preise für unterschiedliche Kunden anbietet, sorgen immer wieder für Aufregung. Tatsächlich ist der Online-Händler Experte beim weitverbreiteten "Dynamic Pricing", sagt Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsreporter Jörg Brunsmann. Bei dieser dynamischen Preisanpassung fließen ganz viele Kriterien in den Verkaufspreis mit ein – denn der Konzern hat jede Menge von unseren Daten.
"Sie kennen die Konkurrenzpreise, sie kennen deine persönlichen Vorlieben - gerade, wenn du schon lange Amazon-Kunde bist - und sie kennen dein Umfeld."
Der Händler hat einen bestimmten Preis, den er nicht unterbieten kann, ohne Geld zu verlieren. Gleichzeitig versucht er, seinen Kunden möglichst viel Geld abzuknöpfen, erklärt Jörg Brunsmann. Auch wenn Amazon nicht verrät, wie die Preise zustande kommen, könnte beispielsweise der Wohnort eine Rolle spielen: "Passiert es in deiner Nachbarschaft oft, dass die Rechnung nicht bezahlt wird?", sagt Jörg Brunsmann. "Dann könnte der Preis ansteigen oder du kannst nur per Vorkasse bezahlen." Dieses "Scoring" haben zumindest andere Firmen in der Vergangenheit verwendet, erklärt der Wirtschaftsjournalist.
Teurer mit Apple?
Auch die Vermutung, dass Kunden je nach Gerät, auf dem sie einkaufen, mehr oder weniger zahlen, gibt es immer wieder. Zahlt ein Apple-Nutzer wirklich mehr, als jemand, der auf einem Windows-Gerät shoppt? "Amazon selbst sagt: Das ist totaler Quatsch". Allerdings wäre Amazon auch ziemlich blöd, das Ganze zuzugeben, meint Jörg Brunsmann
Amazons Psychologie
Eine Untersuchung von Verbraucherschützern ergab aber auch, dass die Marke des Geräts keine Rolle spielt. Trotzdem schwören manche Kunden, dass sie mehr zahlen mussten, als sie mit einem Apple-Gerät geshoppt haben. Wie auch immer: Der Händler kann zumindest feststellen, welches Gerät wir benutzen und ob wir gerade mobil einkaufen und vielleicht wenig Zeit haben. Daraus könnte sich rein theoretisch eine Strategie konstruieren lassen. Jörg Brunsmann glaubt aber nicht wirklich dran. "Die Preisstrategie von Amazon ist komplizierter. Denen ist auch wichtig, dass keine Strukturen erkennbar sind – danach könnten wir Kunden uns ja wieder richten."
Ein Punkt, der auf jeden Fall eine Rolle spielt, ist die Psychologie, sagt Jörg Brunsmann.
"Amazon ist richtig gut darin, dir Sachen so nebenbei unterzujubeln."
Das HDMI-Kabel, das andere Kunden gekauft haben? Könnte man auch noch brauchen. Die Fernbedienung, die da angezeigt wird? Sieht praktisch aus. Dabei füllt sich der Einkaufskorb schon mal, ohne nachzusehen, ob es das Produkt andernorts günstiger gibt.
3 x Camel
Auch wenn Amazon und andere Online-Händler einen hohen Wohlfühlfaktor, also schnellen Service oder einfache Umtauschrichtlinien haben, sollten wir nicht verlernen, Preise zu vergleichen, rät Jörg Brunsmann.
Neben den gängigen Preissuchmaschinen gibt es ein eigenes Tool für Amazon: camelcamelcamel.com. Auf der Plattform lassen sich die Preisentwicklungen für die einzelnen Produkte ziemlich gut nachvollziehen. Und der Nutzer kann sogar einen Alarm einstellen lassen, mit dem er benachrichtigt wird, wenn ein Produkt zu einem bestimmten, niedrigen Preis zu haben ist. Damit kann der Kunde dann auch mal Amazon austricksen.