Falls ihr demnächst eine Kontaktanfrage auf LinkedIn erhaltet: Schaut euch das Profilfoto der Person genau an. Denn das Netzwerk wird anscheinend auch von Spionen genutzt - mit verdammt guten Fake-Fotos. Katie Jones hat sich Top-Kontakte aufgebaut - dabei gibt es diese Frau gar nicht.
Auf der Online-Plattform LinkedIn ist Katie Jones Expertin für Russland und Eurasia mit einer sehr interessanten Biografie. Ihr Profilfoto zeigt eine junge Frau mit roten Haaren, grünen Augen und einem freundlichen Lächeln.
Sie ist auf LinkedIn mit wichtigen Personen der US-Politik vernetzt. Zu ihren Kontakten zählen unter anderem hochrangige Beamte sowie Mitglieder verschiedener Think-Tanks. Auch ein Berater von US-Präsident Trump gehört zu ihrem Netzwerk, der als Anwärter auf einen Spitzenjob in einer US-amerikanischen Behörde gehandelt wurde.
Katie Jones gibt es gar nicht
Blöd ist, dass es diese Katie Jones frei erfunden ist. Ihr Profil wurde als Fake enttarnt und ist seitdem offline. Im Netz kursieren noch ein paar Screenshots davon.
"Dass es Katie Jones gar nicht gibt, ist Keir Giles aufgefallen", sagt unsere Reporterin Martina Schulte. Giles ist tatsächlich Russland-Experte und arbeitet für den Londoner Think-Tank Chatham House. Er bekam auf LinkedIn ebenfalls eine Einladung der vermeintlichen Expertin. Aber ihm kam diese Frau komisch vor, denn er hätte sie kennen müssen, wenn sie wirklich dort gearbeitet hätte, wie es auf ihrem Profil zu lesen war. Giles begann zu recherchieren.
Generative Adversarial Networks-Verfahren
Als sich dann Experten das Profilfoto von Katie Jones anschauten, stellten sie fest, dass es mithilfe künstlicher Intelligenz gerendert worden war - nach dem sogenannten Generative Adversarial Networks-Verfahren: kurz GAN. Mit diesem Verfahren lassen sich realistisch aussehende Bilder von Fantasiepersonen generieren.
"Diese Profilfotos sehen so echt aus, dass sie niemandem auf Anhieb als Fake auffallen."
Diese Profilfotos sehen so echt aus, dass sie auf Anhieb nicht als Fälschung zu erkennen sind. Man muss genauer hinschauen, dann finden sich einzelne Anzeichen, dass es ein Fake ist, so Martina Schulte. Beim Profilfoto von Katie Jones zum Beispiel ist die Partie um die Augen nicht konsistent. Eine Haarsträhne ist unrealistisch beleuchtet. Ebenso sind auf der linken Wange merkwürdige Flecken, die aber nur auffallen, wenn man sehr genau hinschaut.
"Das gefakte Profilfoto ist kein Einzelfall."
Solche Fake-Fotos gibt es schon länger. Britische , französische und auch deutsche Behörden haben bereits Warnungen herausgegeben, dass auf LinkedIn Spione auf Rekrutierungstour seien. Der Bundesnachrichtendienst warnte bereits vor zwei Jahren davor, dass ausländische Spione Zehntausende Deutsche bei LinkedIn kontaktiert hätten. Das Ziel: Informationen abzuschöpfen und vielleicht die Personen als Spione anzuwerben.