Tausende englische Wikipedia-Seiten sind am 16.August 2021 kurzzeitig vandalisiert worden. Statt Artikeln war nur ein Hakenkreuz zu sehen. Dafür musste nur ein einziges Element manipuliert werden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andi Noll.
Hakenkreuz-Symbole statt Wikipedia-Artikel über Joe Biden, Kamala Harris, Madonna, Jennifer Lopez. Für Minuten haben am 16.08.2021 über 50.000 englische Wikipedia-Beiträge so ausgesehen. In dieser massenhaften Form, die Zehntausende Seiten betrifft, ist Vandalismus auf Wikipedia etwas Neues.
Ein Template für tausende Seiten
Technisch gesehen ist dabei ein Template mit dem Namen "wbr" manipuliert worden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andi Noll.
Andi Noll sagt: "Wenn man mit einer Templateänderung auf Zehntausende Seiten ein Hakenkreuz bringen kann, gibt es offensichtlich ein Sicherheitsproblem bei Wikipedia." Templates sind Designelemente in den Artikeln, beispielsweise Boxen zur besseren Übersichtlichkeit, erklärt er.
"Ein User mit dem Namen Xylophonist soll das Template manipuliert haben. Wikipedia-Admins haben die Änderungen rückgängig gemacht und den User dauerhaft gesperrt."
Über das Vorgehen des Users Xylophonist wird im Wikipedia-Forum diskutiert. Dem User ist es gelungen, nicht aufzufallen, sagt Andi.
Erst Kooperation, dann Vandalismus
Der Account sei nur einige Tage alt gewesen, die Person habe zunächst kooperativ mitgearbeitet, um dann nach ein paar Tagen Inaktivität zuzuschlagen. Im Zuge dieses Vorfalls sei nun aufgefallen, dass die Community wachsamer beim Schutz von Texten und Bildern gewesen sei, als beim Schutz von Templates.
Die gewöhnlichen Schutzmaßnahmen, die Sichtung von Änderungen durch andere Userinnen und User, haben nicht gegriffen. Die Texte vieler Wikipediaeinträge sind vor Vandalismus geschützt. Den Artikeltext zum US-Präsidenten könnten normale User nicht verändern, sagt Andi. Viele Templates seien gegen Manipulation geschützt gewesen, aber nicht alle. Das solle sich nun ändern.
"Xylophonist hat also gewisse Sicherungsmechanismen überwunden. Dass so etwas auch in Zukunft möglich sein könnte, liegt auf der Hand."