Forscher in den USA haben herausgefunden, dass unser rechtes Ohr dem linken überlegen ist. Alles, was wir über rechts aufnehmen, können wir besser verarbeiten. Warum? Darüber haben wir mit dem Neurowissenschaftler Henning Beck gesprochen.

Das rechte Ohr hat Zugang zur linken Gehirnhälfte - und damit liegt das Ohr im Vorteil. Nahezu alle Dinge, die in unserem Körper mit dem Gehirn verknüpft sind, überkreuzen sich auf dem Weg dahin. Die rechte Hand wird zum Beispiel von der linken Gehirnhälfte gesteuert und umgekehrt. Das Irre: Bisher weiß noch niemand, warum das so ist. Aber der Neurowissenschaftler Henning Beck sagt: Es wird einen Grund haben, denn es hat sich nun mal in der Evolution so durchgesetzt.

"Wir hören nicht mit den Ohren, sondern wir hören mit dem Gehirn."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Forscher in den USA haben Versuche mit Menschen verschiedener Altersgruppen gemacht. Dabei bekamen die Probanden Kopfhörer auf die Ohren und abwechselnd auf beiden Seiten Sequenzen eingespielt - zum Beispiel Ziffern. Die Versuchsteilnehmer sollen sich dann an möglichst viele Ziffern erinnern. Dabei kam heraus: Über das rechte Ohr erinnerten sich die Probanden an mehr Zahlen.

Rechtes Ohr -> linke Gehirnhälfte

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Sprache hauptsächlich in der linken Gehirnhälfte verarbeitet wird. "Das, was am rechten Ohr ankommt, kann dann auch besser sprachlich verarbeitet werden. Und dann könnte es sein, dass man sich besser daran erinnert", erklärt Henning Beck.

"Sprache ist mehr als nur Wörter und Buchstaben"
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Die Sache ist: Sprache ist mehr als die Wörter, die aus unserem Mund herausfallen. Zur Sprache gehört auch die Sprachmelodie - zum Beispiel können wir auf verschiedene Art und Weise Entschuldigung sagen: Mal hört es sich so an, als würde es uns wirklich leid tun, mal klingt es eher so, als würden wir einer anderen Person einen Vorwurf machen. Und wenn es um die Sprachmelodie geht, da springt die linke Hirnhälfte an.

Henning Beck leitet daraus ab: Wenn wir genau zuhören wollen, und uns ganz genau daran erinnern wollen, was inhaltlich gesagt wurde, dann ist es immer besser, das rechte Ohr zu nehmen.

"Wenn Menschen die Wahl haben, um an einer Tür zu lauschen, dann nehmen die meisten das rechte Ohr."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Ob wir nun Linkshänder oder Rechtshänder sind, spielt bei dieser Sache mit dem Gehör übrigens keine Rolle. Denn auch bei Linkshändern wird Sprache überwiegend in der linken Gehirnhälfte verarbeitet. Also auch hier der Vorteil: Das rechte Ohr ist besser mit dem Sprachzentrum verbunden. Und auch für das Gespräch bei lauter Musik im Klub, empfiehlt der Neurowissenschaftler das rechte Ohr, gibt jedoch zu bedenken: "Das kommt darauf an, ob wir uns noch an alles erinnern wollen, oder ob wir nur 'ne schöne Zeit haben wollen."


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Shownotes
Ohren
Mit dem rechten hören wir besser
vom 12. Dezember 2017
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler
Moderator: 
Thilo Jahn