Die Generation, die als Kind "Bambi" gesehen hat, ist verwirrt. Viele Deutsche können bis heute nicht Rehe von Rothirschen unterscheiden. Wir klären auf.
Schuld daran, dass wir heute immer noch durcheinanderkommen, wenn es um die Unterscheidung von Rehen und Rothirschen geht, ist Disney. Die Produktionsfirma kaufte 1938 die Filmrechte an dem Buch "Bambi, ein Leben im Wald" des österreichischen Schriftstellers Felix Salten. Darin geht es um ein junges Rehkitz, dessen Mutter bei einer Treibjagd erschossen wird. Für den Film wurden allerdings einige Änderungen vorgenommen – unter anderem bei der Tierart.
Disney änderte die Tierart
Das Problem von Disney war nämlich: In Amerika gibt es keine Rehe. Deshalb verwandelten die Disney-Zeichner das Rehkitz kurzer Hand in einen jungen Weißwedelhirsch. Bei der deutschen Synchronisation in den 1950er Jahren wurde diese Verwandlung allerdings komplett ignoriert und Bambi mutierte sprachlich wieder von einem Hirschkalb zum Reh.
"In Amerika gibt es keine Rehe, deshalb machten die Disney-Zeichner aus Bambi einen jungen Weißwedelhirsch."
Aber auch Bambis Vater bliebt im Film ein stolzer Hirsch mit einem imposanten Geweih. Die Folge ist, dass wohl auch heute noch viele Deutsche glauben, dass es sich bei Rehen um den Nachwuchs oder das Weibchen von Rothirschen handelt, erklärt Biologe Mario Ludwig. Es gibt aber ziemlich eindeutige Unterscheidungsmerkmale.
Hirsch: Größerer Körper, größeres Geweih
Einen Rothirsch von einem Reh zu unterscheiden, geht am besten anhand der Größe. Denn Hirsche sind deutlich größer und auch bis zu zehn Mal schwerer als Rehe.
"Ein Hirsch ist deutlicher größer, massiger und auch bis zu zehn Mal schwerer als ein Reh."
Auch das Geweih ist deutlich größer: Ein männlicher Rothirsch im ausgewachsenen Zustand hat ein bis zu 100 Zentimeter langes Geweih mit vielen Verzweigungen. Ein Rehbock hat dagegen nur ein kleines bis zu 25 Zentimeter großes Geweih, das kaum länger ist als dessen Kopf und nur wenige Verzweigungen hat.
Da die Weibchen bei Rehen und Rothirschen beide kein Geweih tragen, sind sie auf den ersten Blick nur an der Größe zu unterscheiden. Wer sie von hinten betrachtet, findet aber ein sicheres Unterscheidungsmerkmal: Hirschweibchen haben einen großen weißen Fleck um den Schwanz, Rehenweibchen einen nur sehr kleinen.
Wer sich dann immer noch nicht sicher ist, kann nach der Wahrscheinlichkeit gehen: Ein Reh beim Waldspaziergang zu sehen, ist bei uns in Deutschland viel wahrscheinlicher als einen Hirsch zu entdecken.
Rotwild verhindert Umbau des Waldes
Derzeit gibt es eine große Diskussion um das organisierte Jagen von Rotwild. Denn nach der Meinung vieler Forstwirte und auch des wissenschaftlichen Beirats des Bundeslandwirtschaftsministeriums behindern die Tiere den geplanten Umbau des deutschen Waldes. Auch Lutz Freytag, Jäger und Förster aus Brandenburg, sieht derzeit keine andere Wahl als die Jagd.
Die klimabedingte Dürre und Trockenheit hat in den letzten Jahren zu einer massiven Zunahme von Baumschädlingen geführt. Um das in Zukunft zu vermeiden und um allgemein auf den Klimawandel zu reagieren, soll unser Wald umstrukturiert werden: Die schädlingsanfälligen Monokulturen sollen zum Teil gerodet werden und dann durch viele Neuanpflanzungen von Jungbäumen zu einem klimaresistenteren Mischwald umgebaut werden.
Doch ausgerechnet diese Jungbäume aus Baumschulen sind vor allem für Rehe und Rothirsche eine sehr attraktive Nahrung, da sie deutlich nährstoffreicher sind als natürlich gewachsene Jungbäume.