Viele Möbel, die oft nur einen leichten Defekt haben, landen im Sperrmüll. Offene Werkstätten bieten denjenigen, die lieber restaurieren statt wegwerfen, die nötige Anleitung und das Werkzeug.
Die Mechanik, mit der man es zum Bett umfunktionieren kann, hakt, deswegen hat jemand das Designerschlafsofa auf die Straße gestellt. Es wäre eigentlich die perfekte Ergänzung fürs eigene Arbeitszimmer, um es als Gästebett zu nutzen. Aber es gehört schon ein wenig Ahnung und etwas Mut dazu, um sich solch eine Reparatur zuzutrauen. Oft ist beides nicht ausreichend vorhanden. Wohl auch deswegen landen In Deutschland tonnenweise Möbel auf dem Müll.
Reparieren statt wegzuwerfen
Ein anderes Beispiel: Die Nachbarn haben einen schwarzen Klavierhocker rausgestellt, dessen Rahmen auseinandergegangen ist. Den könnte man je nach Bedarf als extra Sitzgelegenheit für Partys und ansonsten als Beistelltisch nutzen. Dafür bräuchten man aber große Zwingen, um den Hocker festzuklemmen, nachdem man ihn mit Holzleim wieder zusammengeklebt hat. Sich für solch ein einmaliges Projekt diese Werkzeuge anzuschaffen, erscheint unverhältnismäßig.
Oder wir wollen die schöne alte Holztruhe, die wir von den Großeltern bekommen haben, wieder etwas aufmöbeln, wissen aber nicht genau, wie man ein Möbelstück abbeizt. Auf Instagram und Youtube sehen solche Verschönerungen und Upcyclings immer ganz einfach aus, wir wünschen uns aber ein wenig persönliche Anleitung, um auch Fragen stellen zu können.
"Wenn wir das Gefühl haben, das kann man gut verantworten, da ist Mensch, Maschine und Gegenstand nicht in Gefahr. Dann soll halt auch jeder so machen wie er kann."
In solchen Fällen können sogenannte Repaircafés mit offene Werkstätten weiterhelfen. Dort können wir fachmännische Unterstützung und entsprechendes Werkzeug erhalten. Unser Reporter Nico Rau hat die offene Werkstatt "Ehrenwerk" in Köln besucht, die an drei Tagen in der Woche und an jedem ersten Samstag im Monat fünf Stunden lang geöffnet hat.
Kostenlose Workshops für Heimwerker*innen
In einer kleinen hellen Werkstatt mit gemütlicher Sofaecke befindet sich dieses Repaircafé, das kostenlos genutzt werden kann. Ausgestattet ist es mit allem, was man zur Möbelrestauration braucht. Meist wird die Werkstatt von Frauen aufgesucht, sagt die gelernte Tischlerin und Sozialpädagogin Kim Sesterhenn vom "Ehrenwerk". Neben der Werkstatt, den Werkzeugen und dem fachmännischen Rat des Teams werden außerdem auch kostenlose Workshops rund ums Heimwerken angeboten. Finanziert wird das "Ehrenwerk" über Fördergelder und durch die eva-gGmbH.
Die Frauen – von der Studentin bis zur Rentnerin ist alles dabei – bringen oft Erbstücke mit oder andere Möbel, deren ideeller Wert meist höher ist als ihr materieller. Aber es werden gelegentlich auch teure Designermöbel repariert, die nicht mehr ganz intakt sind, erzählt Kim Sesterhenn. Die Besucher*innen dürfen und sollen möglichst viel selber machen. Dabei können sie auf alle Geräte und Maschinen in der Werkstatt zugreifen – vom Bohrer bis zur Kreissäge.
Der Tischler Christian Dufner gehört auch zum Team des Kölner "Ehrenwerks". Er sagt, dass es oft ausreicht zuzuschauen, wie sich die Heimwerker*innen anstellen und nur dann einzugreifen, wenn tatsächlich Hilfe nötig ist.
DIY-Reparaturen helfen weniger Müll zu produzieren
Repaircafés gibt es in ganz Deutschland, auch in kleineren Städten. Offene Werkstätten in der eigenen Umgebung lassen sich am besten über Onlineportale wie Reparatur-Initiativen.de finden.
Repariert wird – je nach Spezialisierung – alles: Fahrräder, Elektrogeräte, Textilien oder eben auch Möbel. Oft stecken dahinter ehrenamtliche Vereine oder gemeinnützige Projekte wie das Kölner "Ehrenwerk". Die Idee: Die Kultur des Reparierens stärken und weniger Müll produzieren.
Gestalten mit dem 3-D-Drucker
Neben den Restaurationen gibt es auch die Möglichkeit, Plastikteile mit einem 3-D-Drucker zu gestalten. Der Designer und Medienpädagoge Felix Dietz erklärt den Nutzer*innen das Gerät und die Software, sodass es vielen oft schon innerhalb eines Nachmittags gelingt, ihre Projekte erfolgreich abzuschließen, erklärt der Designer.
"Da kommt man von der Idee oder von einem Teil, das man braucht, bis zum fertigen Objekt, quasi an einem Nachmittag, auch wenn man die Software vorher noch nie benutzt hat."