Mesut Özil hat sich aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Beim DFB und beim Präsidenten Reinhard Grindel sorgt das nun für echte Probleme.
Harald Stenger hat selbst einmal für den Deutschen Fußballbund gearbeitet, er war Pressesprecher und hat die Organisation in der Öffentlichkeit präsentiert. Er kennt den Laden als ziemlich gut. Und er sagt nun: "Grindel war und ist der schlechteste DFB-Präsident, den ich je erlebt habe."
Gemeint ist DFB-Präsident Reinhard Grindel. Der hatte erst mit dem frühen Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Russland ein großes Problem, mit Mesut Özils Austritt aus der Nationalmannschaft folgte ein noch viel größeres - Rücktrittsforderungen in Richtung Grindel inklusive.
"Es ist natürlich immer so: Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, wird viel kritisiert. Aber so wird viel offenbarer, dass beim DFB nicht alles richtig läuft."
Der Präsident selbst hat sich bisher nicht geäußert, aber der DFB hat Stellung genommen: Er bedauere zwar, dass Özil zurückgetreten ist, weise aber alle Rassismusvorwürfe zurück, irgendwelche personelle Konsequenzen werde es aber nicht geben.
Grindel muss handeln
Doch Grindel muss nun handeln, sagt Klaas Reese aus der Sportredaktion von Deutschlandfunk. In den Jugendmannschaften des DFB haben circa 30 Prozent Spieler einen türkischstämmigen Hintergrund. "Die werden sich jetzt alle genau angucken, wie diese Debatte verläuft", sagt Klaas Reese, "und sich dann überlegen, ob sie überhaupt irgendwann für die deutsche Nationalmannschaft spielen wollen".
"Özil ist weg. Aber es gibt ja noch viele andere Spieler, die vielleicht keinen Bock mehr haben, wenn da nicht bald etwas passiert."
Eigentlich hat sich der DFB das Thema "Integration" ganz groß auf die Fahnen geschrieben. Mit "United for Football" ist der Slogan für die Bewerbung um die Europa-Fußballmeisterschaft 2024, der Hashtag #zsmmn soll das Gemeinsam-Gefühl im Fußball verdeutlichen. "Doch das hat man alles nicht mit Leben gefüllt", urteilt Klaas Reese. "Da ist der DFB momentan in der Krise."
In sechs Jahren steht die Europameisterschaft 2024 an und da wäre Deutschland gerne Ausrichter. Die aktuelle Debatte schadet der Bewerbung, weil es in der Berichterstattung über Deutschland nun heißt, Özil sei wegen Rassismus zurückgetreten, urteilt Klaas Reese: "Der Rücktritt von Özil aus der Nationalmannschaft ist für die EM-Bewerbung eine Katastrophe."
Für die Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 gibt es übrigens nur zwei Kandidaten: Deutschland und die Türkei.
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