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Am Ende des Ersten Weltkriegs ist aus Wien, einer der führenden Metropolen Europas, eine Stadt mit tausenden Flüchtlingen und großer Not geworden. Nach den Gemeinderatswahlen startet ein soziales Projekt, das der Stadt den Beinamen "Rotes Wien" beschert.

Gegen Ende des 1. Weltkriegs zerfiel die kaiserliche und königliche (k.u.k.) Monarchie Österreich-Ungarn. Der deutschsprachige Teil Österreichs wurde am 12. November 1918 Republik, wenige Tage später auch Ungarn. Tausende Menschen flüchten nach Wien, darunter viele jüdischen Glaubens. Wien war kaiserliche Reichshaupt- und Residenzstadt der k.u.k-Monarchie Österreich-Ungarn – eine der führenden Metropolen Europas. Der Erste Weltkrieg bedeutet für Wien eine jähe Zäsur mit tausenden Flüchtlingen, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger und Krankheit.

Die Stadt wird um zwei Bezirke erweitert, um der gestiegenen Bevölkerungszahl gerecht zu werden. Außerdem trennt sich Wien von Niederösterreich und wird zum eigenen Bundesland erklärt – mit deutlich mehr Gestaltungsspielraum als zuvor. Zum Beispiel kann die Stadt einen eigenen Haushalt aufstellen.

"Rotes Wien": Soziale Belange der Bewohner im Vordergrund

Am 4. Mai 1919, nur wenige Monate nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, finden in Österreich Gemeinderatswahlen statt. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) erringt mit 54,2 Prozent die absolute Mehrheit und beginnt sofort mit der Umsetzung eines politischen Versprechens – nämlich die sozialen Belange der Bewohner*innen Wiens in den Vordergrund zu stellen. Damit grenzt sich das "Rote Wien" vom "Schwarzen Niederösterreich" ab und setzt in den nachfolgenden Jahren ein in Europa einmaliges soziales Projekt um.

Im Mittelpunkt des "Roten Wiens" stehen die Belange der Arbeiterinnen und Arbeiter. Für sie wird bezahlbarer Wohnraum geschaffen, die Mieten werden bezuschusst und auf Dauer niedrig gehalten. Die Wohnanlagen werden begrünt und mit Kindertagesstätten versehen. Für Kinder und Jugendliche werden Sportanlagen oder Clubheime gebaut. Das Projekt sichert der SDAP seit 1919 eine – nur durch die NS-Zeit unterbrochene – Mehrheit in Wien. Allerdings sind die Sozialdemokraten seit einigen Jahren auf Koalitionspartner angewiesen.

Außerdem hört ihr in Eine Stunde History:

  • Der Journalist Wolfgang Meyer beschreibt das "Rote Wien" der 1920er Jahre.
  • Die ARD-Korrespondentin Silke Hahne hat nach den Spuren des "Roten Wien" im heutigen Wien gesucht.
  • Die Journalistin Sandra Pfister geht der Frage nach, warum in Deutschland der soziale Wohnungsbau so vernachlässigt wurde.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Anfänge der Republik Österreich nach dem Ersten Weltkrieg.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs unternimmt eine Busrundfahrt durch das "Rote Wien" in den 1920er-Jahren.
Shownotes
Österreich
Gemeinderatswahlen 1919: Das "Rote Wien"
vom 03. Mai 2024
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte