Lange Wartezeiten und dichter Tarifdschungel: Auf dem Land haben es Bus und Bahn gegen das Auto besonders schwer. Ein Blick auf Ideen, die das ändern könnten.
Ländlicher Raum und Nahverkehrsangebot: Das funktioniert in Mecklenburg-Vorpommern und in Bayern besonders schlecht. In diesen beiden Bundesländern sind besonders viele Menschen auf das Auto angewiesen. Sie schneiden in einer vergleichenden Untersuchung der "Allianz pro Schiene" am schlechtesten ab.
"Da wurde der Anteil der Bevölkerung berechnet, der innerhalb eines Radius von 600 Metern Luftlinie um eine Bushaltestelle oder 1200 Metern um einen Bahnhof lebt", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Minh Thu Tran die Untersuchung.
"Besonders in Bayern und in Mecklenburg Vorpommern müssen die Menschen lange Strecken in Kauf nehmen, um zur nächsten Haltestelle zu kommen."
Klassische Linienbusse machen in weniger dicht besiedelten Regionen oft keinen Sinn, sagt Lisa Ruhrort. Sie arbeitet am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin und beschäftigt sich vor allem mit dem Thema Mobilität. Sie spricht sich in ländlichen Gebieten für On-demand-Busse aus, also eine Art Bestell-Bus. Bedarf und Angebot könnten mittels digitaler Technologien – Stichwort Smartphone – leichter als bislang zusammengebracht werden.
"Busse, die nur dann fahren, wenn sie gerufen werden. Das ist, da wir jetzt alle mit Smartphones rumlaufen, einfacher und besser realisierbar. Das ist ein Feld, wo ganz viele Innovationen möglich sind."
Apps die in mehreren Verkehrsverbünden nutzbar sind und vereinfachte Tarifsysteme wären schon mal ein Anfang, den Nahverkehr auf dem Land attraktiver zu machen. Die unzähligen Tarif- und Organisationsgrenzen sind in Deutschland ein Riesenproblem, sagt Minh Thu. Diese Grenzen machten das Pendeln mit Bus und Bahn zwischen Kleinstädten und Dörfern, die zwar nebeneinander aber in unterschiedlichen Verkehrsbünden liegen, sehr kompliziert.
Mehr Radwege von Ort zu Ort
Neben Bus und Bahn könnte auch das Fahrrad in nicht-urbanen Räume funktionieren, sagt Lisa Ruhrort. Sei auf dem Land eine Fahrradkultur erst etabliert, dann führen die Leute auch mal zwei, drei Kilometer zur Haltestelle.
"Viele, auch gerade ältere Menschen, wollen gerne mehr Fahrrad fahren, aus Sportlichkeitsgründen und so weiter. Die Infrastruktur ist nicht da."
Die Verkehrsforscherin sagt, in Deutschland sei lange wenig Geld in Bus und Bahn gesteckt worden. Investitionen in diese Infrastruktur ließen sich wieder hochfahren. Um Menschen auch ohne Auto besser zu den Bahnhöfen transportieren zu können, seien On-demand-Busse und bessere Fahrradwege auf dem Land ein wichtiger Baustein.
Privatwagen für Carsharing
Zusätzlich solle auch auf dem Land über Peer-to-Peer Carsharing-Modelle nachgedacht werden. Privatpersonen mit einem, zwei oder mehreren Autos könnten verstärkt ihre Fahrzeuge auf Vermietungsplattformen anbieten und so eine effizientere Nutzung der bereits verfügbaren Autos ermöglichen.
"Es müsste normal werden, dass wenn ich ein Auto habe, es dann auch auf einer Plattform zum Vermieten anbiete. Millionen von PKW als Bausteine für eine flexible Verkehrsmittelnutzung."
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