Elektroauto und Biofleisch als Antwort auf Klimakatastrophe, Artensterben und Umweltzerstörung? Volkswirt Niko Paech erklärt, warum dieses Ausgleichsmodell nicht funktioniert.
Man kann es das Ausgleichsmodell nennen: Ich will weiter ab und zu in die USA fliegen, oder nach Rom oder nach Stockholm. Ich will weiter Fleisch essen können, und im Winter will ich eine kuschelig warme Wohnung. Dafür tue ich an anderer Stelle etwas: Ich gleiche meine Sünden aus, spende, um Bäume zu pflanzen, kaufe artgerechtes Biofleisch und saniere meine Wohnung klimagerecht.
"Wenn die Technologie nicht weiterhilft, hilft nur die Reduktion. Wir müssen uns zurückentwickeln."
Das ist die machbare Lösung, die bequeme, schmerzfreie. Die, bei der wir an unserem Leben nichts oder nur sehr wenig ändern müssen. Sie hat nur einen einzigen Haken: Das funktioniert nicht. Es gibt kein grünes Wachstum sagt zumindest Niko Paech. Er ist Volkswirt und hat eine außerplanmäßige Professur an der Universität Siegen.
"Wir müssen das auf Wachstum beruhende Industriemodell überwinden."
Wir lügen uns in die Tasche, wenn wir glauben, es gäbe so etwas wie nachhaltiges Wirtschaftswachstum, sagt Niko Paech. Nur Genügsamkeit helfe. Er ist überzeugt, dass wir weniger Ressourcen verbrauchen und unsere Ansprüche verringern müssen. Geht es nach ihm, müssen wir sesshafter werden, Flughäfen zurückbauen und lernen, uns mit selbst angebautem Gemüse zu versorgen.
Dafür bekommen wir aber auch etwas: Mehr Freizeit zum Beispiel. Denn mehr als 20 Stunden pro Woche sollte keiner mehr arbeiten, in der so genannten Postwachstumsökonomie, wie Niko Paech sie nennt.
Niko Paech ist außerplanmäßiger Professor im Bereich der Pluralen Ökonomik an der Uni Siegen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen neben anderen Nachhaltigkeit, Umweltökonomie und Ökologischen Ökonomie. Seinen "Nachhaltigkeit, Wachstum und globale Gerechtigkeit" hat er am 20.09.2019 auf dem Kongress "Fair begegnen, fair gestalten. Kongress der Ideen und Taten" in Köln gehalten.