Eine US-Studie offenbart: Eine KI-Software "trinkt" gigantische Mengen Wasser. Bei der ganzen Diskussion um ChatGPT, Bard und Co. wird oft deren ökologischer Fußabdruck vergessen.

Über KI wird gerade viel diskutiert: Sie helfen zum Beispiel dabei, Hausaufgaben oder Studienarbeiten zu schreiben. Personaler*innen lassen sich von ihnen bei der Suche nach den perfekten Kandidat*innen helfen. Und auch manche Künstler*innen und Werbetexter*innen finden durch KI neue Inspiration.

KI-Anwendungen sind durstig

Mal ganz abgesehen von den rechtlichen Problemen, die das auch mit sich bringt: Der ökologische Fußabdruck solcher Tools ist alles andere als gut, sagen Forschende der US-amerikanischen Unis Riverside in Colorado und Arlington in Texas. Sie haben den Energiebedarf und damit auch den Wasserverbrauch von KI-Anwendungen untersucht – bei ChatGPT von OpenAI und beim Konkurrenzprodukt Bard von Google.

"Bei jeder Unterhaltung mit der KI kippen wir eine größere Flasche Wasser in den Abfluss, sagen die Forschenden."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

ChatGPT zum Beispiel "trinkt” rund einen halben Liter Wasser für eine einfache Konversation von grob 20 bis 50 Fragen und Antworten, sagen die Forschenden. Das Wasser wird vor allem zum Kühlen der Rechenzentren gebraucht. Und genau das ist vor allem in wasserarmen Gegenden ein Problem – zum Beispiel eben in Kalifornien, wo viele Techfirmen ihre Hauptquartiere haben.

Kühlwasser für Rechenzentren

Allein das Training der Version ChatGPT-3 würde in einem modernen Hochleistungsrechenzentren von Microsoft schätzungsweise rund 700.000 Liter Wasser verbrauchen, so die Forschenden. Das sei so viel Wasser wie Tesla für die Produktion von 320 Elektroautos braucht.

Wichtig: Die Forschenden unterscheiden sauber Wasserkonsum und Wasserentnahme. Heißt: In ihrer Studie haben sie wirklich nur das Wasser berechnet, das tatsächlich konsumiert wird, also in den Kühltürmen verdampft und so verloren geht. Das Wasser, das nach dem Kühlvorgang wieder zurück in Flüsse oder Seen geleitet wird, wurde nicht in die Verbrauchszahlen mit eingerechnet.

KI ist auch ein Stromfresser

Der Ansatz, sich den Wasserverbrauch anzuschauen, ist neu. Bisher haben sich Forschende primär den Stromverbrauch und die Emissionen der Rechenzentren
angeschaut. Auch da sind die Studienergebnisse allerdings wenig befriedigend: Vor einigen Wochen kam eine unabhängige Analyse zu dem Schluss, dass das Training von ChatGPT-3 knapp 1.300 Megawattstunden Strom verbraucht hat.

"Die Studienergebnisse beruhen auf Schätzungen. Denn OpenAI, Microsoft und Google machen keine offiziellen Angaben über den Strom- und Wasserverbrauch ihrer Bots."
Martina Schulte. Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Allerdings, erklärt unsere Netzreporterin Martina Schulte, sind das alles nur Schätzungen anhand verschiedener technischer Daten. Offizielle Angaben über den Strom- und Wasserverbrauch ihrer Bots machen OpenAI, Microsoft und Google nämlich nicht. OpenAI hat bisher nicht einmal verraten, wie lange genau ChatGPT-3 trainiert wurde. In ihrem Paper wagen die Forschenden dennoch die Vermutung, das Training der allerneusten Version ChatGPT-4 würde wohl noch mehr Wasser benötigen.

Und bei Googles Chatbot Bard gehen die Wissenschaftler*innen von einem noch höheren Wasserverbrauch von mehreren Millionen Litern aus – denn einige der Google-Rechenzentren stehen in superheißen Gebieten wie Texas.

Trinkwasserqualität gegen Korrosion und Bakterien

Was den Verbrauch noch gravierender macht: Die KI "trinken" überwiegend sauberes Frischwasser, so die Forschenden, also trinkbares Wasser. Theoretisch wäre es der KI ChatGPT wohl egal, mit welchem Wasser sie gekühlt wird. Die Betreiber verwenden allerdings meistens Trinkwasser, weil sie Korrosion und die Bildung von Bakterien in ihren Anlagen vermeiden wollen.

Viele Expertinnen und Beobachter sehen das äußerst kritisch. Denn der Wasserdurst der Tech-Riesen ist gigantisch. Das bestätigen auch die US-Forschenden. Laut ihrer Studie haben allein die Google-eigenen Datenzentren in den USA – da sind die bei Drittanbietern angemieteten oder außerhalb der USA sitzenden also nicht mal mitgerechnet – 12,7 Milliarden Süßwasser für Kühlung im Jahr 2021 verbraucht, grob 90% davon demnach Trinkwasser.

Sie warnen, dass der ökologische Fußabdruck von KI nicht länger ignoriert werden dürfe – die Bekämpfung der globalen Wasserprobleme müsse Priorität haben.

Shownotes
Ökologischer Fußabdruck von KI
ChatGPT, Bard und Co. verschlingen viel Wasser
vom 21. April 2023
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte. Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin