Wer für sich alleine viel Wohnfläche beansprucht, hat eine schlechtere Ökobilanz. Menschen, die das ändern wollen, suchen neue Wohnformen, in denen sie zum Beispiel die Küche gemeinsam mit anderen nutzen. So verkleinern sie ihren CO2-Fußabdruck.
In Deutschland bewohnt jeder Mensch im Schnitt 46,7 Quadratmeter Wohnraum. Damit gehören wir in Sachen Wohnfläche zum oberen Drittel weltweit. Am meisten Fläche beanspruchen die Australierinnen und Australier mit 89 Quadratmetern.
Unser Energieverbrauch steigt mit der Größe unserer Wohnfläche: Je mehr Fläche, desto mehr Energie wird etwa zum Heizen benötigt. Im privaten Bereich ist das der Hauptenergiefresser, sagt Peter Neitzke vom Ecolog Institut für sozialökologische Forschung und Bildung. Er hat mit Kolleginnen den Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch in Deutschland untersucht.
Ein Problem ist zum Beispiel der Ressourcenverbrauch bei Singles oder Paaren, die in vergleichsweise sehr großen Wohnung leben: "Die liegen mit ihrem Ressourcenverbrauch deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung", sagt Peter Neitzke. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass für die Herstellung dieser Wohnungen ebenfalls Ressourcen verbraucht werden. Hinzu kommen noch die Einrichtung und Ausstattung.
"Das fängt schon damit an, dass ich für das Bauen mehr Material brauche. Dann braucht man eine Küche und eine ganze Wohnzimmereinrichtung für eine einzige Person."
"Flächenverbrauchsschweinchen" wegen teurer Mieten
Paare wohnen häufig auch in einer sehr großen Wohnung, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Dass diese Paare nicht ausziehen, sei verständlich, sagt Monika Meyer. Die Geschäftsführerin des Instituts Wohnen und Umwelt nennt sie "Flächenverbrauchsschweinchen".
"Man hat als Familie da gewohnt und will die Wohnung nicht aufgeben, nur weil die Kinder meinen, ausziehen zu müssen. Das sind Flächenverbrauchsschweinchen, was die Ökobilanz angeht."
Die unglaublichen Mietpreise auf dem Wohnungsmarkt sorgen mit dafür, dass Menschen in ihrer Wohnung wohnen bleiben, obwohl sie zwischenzeitlich zu groß geworden ist. Dabei ist nicht die Größe das Problem, sondern dass die große Wohnung von nur einer Person genutzt wird, erklärt unsere Reporterin Rebekka Endler. Denn die Ökobilanz der Menschen, die als Single eine kleine Wohnung nutzen, ist nicht viel besser.
"Es ist in der Tat so, dass diese Vereinzelung, wenn man es energetisch betrachtet, zu einem schlechteren ökologischen Fußabdruck führt, als das Zusammenwohnen mit mehreren in einer Wohnung."
Gemeinschaftliche Wohnexperimente haben Tradition, aber sie haben sich noch nicht in der breiten Bevölkerung durchgesetzt. Über neue Wohnformen scheinen nur bestimmte Kreis zu diskutieren.
Dabei gibt es Hauskonzepte, die aus einzelnen Wohnungen bestehen, deren Bewohner aber gemeinschaftlich beispielsweise eine Küche benutzen. Das funktioniert auch für Familien, die dann beispielsweise Gemeinschaftswohnräume mit mehreren Parteien teilen, etwa Spiel- und Freizeiträume.
Neben einer besseren Ökobilanz bietet das gemeinschaftliche Wohnen auch mehr Miteinander.
"Das ist sozusagen die freiwillige Familie, die man sich ausgesucht hat. Das ist auch das, was früher in Dorfgemeinschaften und so Nachbarschaftsquartieren passiert ist."
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