Seit Jahren sinkt der Wasserspiegel im Toten Meer jährlich um einen Meter. Das hat dramatische Auswirkungen auf die Umwelt.
Grund für die Austrocknung des Toten Meeres ist vor allem die Wasserentnahme aus dem Jordan. Syrien, Jordanien und Israel zapfen aus dem Fluss Wasser für die Trinkwasserversorgung und die Landwirtschaft ab: 95 Prozent des Jordans werden abgezweigt, bevor er ins Tote Meer mündet. Folge: Der Wasserspiegel geht jedes Jahr um einen Meter zurück. Es entstehen Brachen, die bis zu zwei Kilometer lang sein können, berichtet unser Korrespondent Tim Aßmann.
"Man muss sich vorstellen, dass das immer schneller geht, das Fallen des Wasserstandes im Toten Meer. Das ist eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahren rasant beschleunigt hat. Vor 50 Jahren war das ganze Tote Meer ein Drittel größer als jetzt."
Die Politiker in den beiden Anrainerstaaten Israel und Jordanien scheinen jetzt endlich bereit zu sein, tatsächlich etwas gegen den sinkenden Wasserspiegel zu unternehmen. Israel ist aber durch seine politische und wirtschaftliche Situation eher in Lage, jetzt tatsächlich Maßnahmen durchzuführen.
"Das ist ja wirklich ein einzigartiges, aber auch sehr empfindliches und sensibles Ökosystem und da kann man nicht einfach Massen von Frischwasser reinkippen."
Das Tote Meer ist ein Binnensee, der einen zehnmal höheren Salzgehalt hat als das Meer. Gespeist wird der See auch in geringem Umfang mit Frischwasser aus den umliegenden Bergen. Hauptquelle ist aber der Jordan. Weil aber mehr Wasser verdunstet als nachfließt, vertrocknet der See.
"Dieser Jordan war mal ein richtiger Fluss, der liefert nicht mehr genug Wasser, der Fluss verdient eigentlich den Namen nicht mehr. Es ist wirklich ein jämmerliches Rinnsal. Da muss man manchmal das Wasser mit der Lupe suchen."
Außerdem gibt es im südlichen Teil des Toten Meeres riesige Verdunstungsbecken für die Industrie, die beispielsweise Stoffe aus den Mineralien für Düngemittel gewinnt. Hier wird zusätzlich Wasser dem Toten Meer entzogen, wodurch die Austrocknung weiter beschleunigt wird.
Folgen für die Region
Das Wasser zieht sich zurück. Salz bleibt im Boden zurück. Grundwasser drückt aus tieferen Schichten nach. Das löst das Salz im Boden auf. Die Salzschichten verschwinden. Der Boden gibt nach und bricht regelrecht ein. Dadurch entstehen riesige Krater, die Senklöcher genannt werden. Diese Senklöcher können bis zu 30 Meter Durchmesser erreichen.
"Das Ganze sieht wirklich aus wie eine Mondlandschaft. Es gibt allein auf der israelischen Seite schon 6000 dieser Senklöcher und es werden jeden Tag mehr."
Diese Gegenden müssen für Menschen gesperrt, Straßen verlegt werden und das Ufer ist häufig nicht mehr betretbar. Baden ist vielerorts unmöglich geworden, weil man an das Wasser nicht mehr herankommt. Für die Tourismusbranche und die Menschen, die dort leben, ist die Situation dramatisch.
Zwei Lösungen könnten das Problem beheben:
- Die Wasserentnahme aus dem Jordan stoppen und Frischwasser zu leiten.
- Eine Wasserpipeline vom Roten zum Toten Meer durch Jordanien hindurch verlegen.
Umweltschützer befürchten, dass die Sole aus dem Roten, die letztlich im Toten Meer ankommt, eine andere chemische Zusammensetzung hat als die im Toten Meer und damit dem Öko-System endgültig der Garaus gemacht wird.
Frischwasser aus dem Meer
Deshalb scheint die besten Lösung, mehr Wasser in den Jordan zu pumpen. Israel hat leistungsstarke Entsalzungsanlagen am Mittelmeer und produziert mehr Frischwasser, als derzeit gebraucht wird. Dieses könnte in den See Genezareth geleitet werden und von dort würde das Wasser über den Jordan ins Tote Meer gelangen.