In England wurde eine App entwickelt, mit der Menschen Obdachlosen per Smartphone Geld spenden können. Dabei können die Spender auch erfahren, wofür das Geld gebraucht und letztendlich auch eingesetzt wird.
Terry war einer von vielen Obdachlosen in der englischen Stadt Oxford. 20 bis 100 Pfund hat er früher pro Tag eingenommen. Geld, das er oft sofort wieder für Drogen ausgegeben hat. Seit zweieinhalb Jahren ist er in einer Obdachlosenunterkunft und auf Entzug. Und er macht mit bei einem Projekt, das "Greater Change" heißt.
Obdachlosenhilfe: Barcode auf einem Ausweis
Die Obdachlosen, die bei dieser Initiative mitmachen, tragen einen Ausweis mit Barcode bei sich. Wer die "Greater Change"-App auf seinem Handy hat, kann diesen Ausweis scannen und erfährt etwas über den Obdachlosen - beispielsweise, ob er Pläne hat, einen Job oder eine Wohnung zu finden. Und wofür er Geld braucht: Terry spart auf eine Kaution, die er bezahlen muss, um wieder eine Wohnung zu bekommen.
Kritiker haben den Ausweis mit dem Barcode kritisiert, den Terry um den Hals hängen hat. Der Ausweis gleiche einer Hundemarke, äußerten kritische Stimmen dazu.
"Hi, ich bin Terry. Ich habe früher als Gerüstbauer gearbeitet, aber dann ist die Beziehung zu meiner Freundin in die Brüche gegangen. Danach wurde es immer schwieriger für mich, und am Ende war ich obdachlos."
Von den Informationen, die die Passanten per App über den Obdachlosen bekommen, lassen sich manche überzeugen, Geld zu spenden. Die Fußgänger, die die App nutzen, erfahren außerdem, dass die Initiative "Greater Change" darauf achtet, dass das Geld tatsächlich nur für den genannten Zweck, also beispielsweise für Terrys Kaution, genutzt wird. Spenden können hilfsbereite Menschen dann direkt vor Ort - allerdings nicht mit Bargeld, sondern auch per App.
"Die Leute zögern zu spenden, weil sie sich nicht sicher sind, was die Obdachlosen mit dem Geld machen. Und deshalb haben wir die Lösung gefunden: Man kann das Geld per Smartphone spenden, und zwar auf ein zweckgebundenes Konto.“
Erfunden wurde die "Greater Change"-App von Alex McCallion. Er ist 23 Jahre alt und ehemaliger Student für Wirtschaft und Management aus Oxford. Die Idee zu diesem Projekt entwickelte er, nachdem er mit der Obdachlosenhilfe zusammengearbeitet hatte.
Elf Obdachlosen hat "Greater Change" schon geholfen, Summen zwischen 100 und 1000 Pfund anzusparen – für Qualifizierungskurse, fürs Beantragen von Papieren oder für eine Wohnungskaution. Allerdings ist die Initiative noch zu neu, um jetzt schon feststellen zu können, ob das Projekt den Obdachlosen langfristig helfen kann, von der Straße weg zu kommen.
"Wir geben den Leuten Feedback, wohin ihr Geld gegangen ist. Ob jemand wirklich das davon kaufen konnte, worauf er hingespart hat. Ob sie jetzt einen Job haben, oder sowas. Und während sie mitmachen, haben die Obdachlosen die Unterstützung von Sozialarbeitern."
- Kiezmarke: Neues Gutscheinsystem für Berliner Obdachlose | Die Organisation "One Warm Winter" hat die Kiezmarke entwickelt. Die Marken können für Essen, Kleidung oder auch einen Friseurbesuch eingetauscht werden.