Bei kaum einem Wahlkampfthema sind die Fronten so verhärtet wie beim Tempolimit. Die Grünen argumentieren mit dem Umweltschutz, Armin Laschet von der CDU wehrt sich vehement gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen in Deutschland. Wir schauen, was die Wissenschaft dazu sagt.
130 km/h und bitte nicht schneller. Das fordern die Grünen, und auch SPD und Linke können sich ein Tempolimit auf den Autobahnen in Deutschland vorstellen. Der ADAC – Interessenvertretung der Autofahrer*innen – will sich zu der Frage nicht positionieren. Mehrheitlich lehnen die Mitglieder eine Geschwindigkeitsbegrenzung aber gar nicht ab. Gegen ein Tempolimit auf allen Autobahnen sind hingegen AfD, FDP und CDU/CSU und damit auch Kanzlerkandidat Armin Laschet.
Verkehrspolitisch sind die Fronten verhärtet
Laschets Argument: Die Durchschnittsgeschwindigkeit in Deutschland liege bei 117 Stundenkilometern. Daher wäre ein Tempolimit unlogisch. Dabei hat das eine (117 km/h) mit dem anderen (CO2-Emissionen) nichts zu tun, erklärt Werner Eckart aus der SWR-Umweltredaktion. Denn die berüchtigten 117 Stundenkilometer ergeben sich nur daraus, dass Staus und Baustellen mit einberechnet werden. Auf mindestens 50 Prozent der Strecken in Deutschland gebe es keine Geschwindigkeitsbegrenzung und da werde durchaus aufs Gaspedal gedrückt. Das geht zumindest aus einer Berechnung des Umweltbundesamtes hervor.
"Manche Experten behaupten, dass ein Tempolimit dazu beitragen könnte, dass sich die Durchschnittsgeschwindigkeit erhöht. Das liegt daran, dass der Verkehrsfluss steigen könnte."
So oder so, das Hauptargument für oder gegen ein Tempolimit ist aber nicht die Höhe der Geschwindigkeit, mit der man über die Autobahn brettert, sondern das Klima. "Die Einführung einer allgemeinen Höchstgeschwindigkeit ist eine der schnellsten und kostengünstigen Maßnahmen, um Treibhausgasemissionen zu verringern", heißt es bei den Grünen.
Die FDP hingegen argumentiert: "Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen führt weder zu besserem Klimaschutz im Verkehrssektor noch zu mehr Verkehrssicherheit."
"Tempo 130 würde in der Realität einen beschränkten Erfolg im Hinblick auf Emissionen haben."
Erst viel weniger Tempo führt zu spürbar weniger Emissionen
Zwar würden mit einem Tempolimit von 130 Klimagase eingespart, so Werner Eckart, das würde aber nur ein Prozent der gesamten Verkehrsemissionen in Deutschland ausmachen: maximal fünf Prozent, wenn man lediglich die Emissionen auf den Autobahnen berücksichtigt. Der Journalist bezieht sich in seiner Aussage auf Ergebnisse des Umweltbundesamtes zu tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten in Deutschland und damit zu tatsächlich ausgestoßenen Emissionen.
"100 Stundenkilometer ist ein Tempolimit, das den größten Effekt bringen würde."
Auch ein Tempolimit von 120 km/h, wie es die Linken fordern, sei nur minimal erfolgsversprechender, meint Werner Eckart. Erst eine Beschränkung auf 100 Stundenkilometer würde einen CO2-Rückgang von drei bis vier Prozent mit sich bringen. Allein auf die Autobahnen bezogen wären das rund 15 Prozent. Das, so der Umweltjournalist, wäre deutlich spürbar.
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