In den Weltmeeren stellen Nurdles die zweitgrößte Quelle für Mikroplastik dar – direkt nach Reifenabrieb. Das wird zu einem immer größeren Problem.
Sie sind in etwa so groß wie eine Linse, kunterbunt und ein echtes Problem für unsere Umwelt. Denn die sogenannten Nurdles verschmutzen unsere Weltmeere: Berechnungen zufolge sind sie dort mit 230.000 Tonnen weltweit die zweitgrößte Quelle für Mikroplastik – nach Reifenabrieb.
"Diese Plastikkügelchen sind so klein, dass sie immer mal wieder verloren gehen. Beispielsweise beim Abfüllen und Verladen während des Transports."
Das Problem mit den Nurdles sei, dass sie oft aus Versehen im Meer landen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kerstin Ruskowski. Das geschehe zum Beispiel beim Be- und Entladen im Rahmen des Transports. "Wenn das vom Lkw runterfällt, wird es mit dem Regen weggespült und geht dann ins Meer."
Wenn 1680 Tonnen Mikroplastik auf einen Schlag im Meer landen
Hinzu kommt, dass der Rohstoff häufig in China oder im Nahen Osten produziert wird, deshalb transportiert man ihn über weite Strecken auf Schiffen. "Wenn es dann mal ein Unglück gibt, dann landen diese winzigen Plastikkügelchen auf einen Schlag tonnenweise im Meer", erklärt Kerstin Ruskowski.
So ist beispielsweise im Mai dieses Jahres vor der Küste von Sri Lanka ein Containerschiff in Flammen aufgegangen und gesunken. "Dabei ist nicht nur tonnenweise Rohöl ausgelaufen, sondern laut einem Bericht der Uno sind dabei auch gefährliche Chemikalien im Meer gelandet und 1680 Tonnen solcher Plastikpellets", sagt die Deutschlandfunk-Nova-Reporterin.
Tiere verhungern, weil sie zu viel Mikroplastik im Bauch haben
Passiert so etwas, stapeln sich die Nurdles meterhoch am Strand und müssen aufgesammelt werden. Die kommen dann gar nicht erst an Land und treiben wie dichte Teppiche im Wasser. Und das sei dann ein echtes Problem für die Meerestiere, wie der Biologe Lars Gutow erklärt.
"Es ist unvermeidbar, dass Tiere große Mengen davon verschlucken und dann nimmt dieses Material einen großen Bereich der Verdauungsorgane ein."
"Das heißt, die Tiere haben die Verdauungsorgane voll mit Material, aus denen sie im Grunde keine Energie ziehen können", sagt er. Die Folgen davon sind Mangelernährung und im schlimmsten Fall der Tod durch Verhungern.
"In Sri Lanka verdienen viele ihr Geld zum Beispiel mit dem Fischen. Seit dem Unglück im Mai mussten 20.000 Familien damit aufhören."
Das wiederum wirke sich auch direkt auf die Bevölkerung vor Ort aus, so Kerstin Ruskowski. So berichtet der "Guardian" von rund 20.000 Familien, die seit dem Unglück in Sri Lanka nicht mehr von der Fischerei leben können.
Trotz politischen Drucks sind Nurdles noch kein Gefahrengut
Nurdles sind anders als beispielsweise Kerosin oder Diesel bislang nicht als Gefahrenstoff gekennzeichnet. Umweltaktivist*innen fordern das schon länger ein. Auch Lars Gutow unterstützt diesen Ansatz: "Wenn man so etwas als Gefahrenstoff klassifiziert, werden die Vorkehrungen verbessert, die verhindern sollen, dass dieses Material in die Umwelt gelangt", sagt er. "Es hätte wahrscheinlich auch zur Folge, dass, wenn es dann doch zum Verlust kommt, das schärfer geahndet werden kann."
Trotz des Drucks von Aktivist*innen und einer Petition mit 72.000 Unterschriften, hat die Internationale Seeschifffahrtsorganisation die Abstimmung über die Kennzeichnung als Gefahrengut auf das kommende Jahr verschoben.