Oberstaatsanwältin Anette Greger ist im NSU-Prozess die Expertin für Beate Zschäpe. Sie kennt die Angeklagte bis ins Detail.
Anette Greger weiß, welches Shampoo Beate Zschäpe benutzt, sie weiß, dass die Angeklagte das Hetzspiel "Pogromly" gebastelt hat und sie kennt viele Fotos aus dem Leben der Angeklagten. Stück für Stück puzzelt sie sich aus den vielen Dokumenten, Aussagen und Beweisstücken das Leben von Beate Zschäpe zusammen - und ihren Anteil an den Anschlägen und Morden, die der Nationalsozialistische Untergrund verübt hat.
"Und diese ganzen Aussagen seziert sie mit einem Skalpell haarklein."
Derzeit verliest Anette Greger das Plädoyer der Bundesanwaltschaft im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München und gibt dabei sehr detailliert Auskunft, was die Staatsanwälte über das geheime Leben von Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos herausfinden konnten. Im Plädoyer stellt sie immer wieder Aussagen von Beate Zschäpe demgegenüber, was die Beweisaufnahme ergeben hat. Die Oberstaatsanwältin zeichnet dabei ein sehr widersprüchliches Bild.
"Alle drei Mitglieder arbeiteten für ihre Sache ganz bewusst einvernehmlich Hand in Hand zusammen", liest die Oberstaatsanwältin vor. Immer wieder betont sie diese enge Zusammenarbeit. Die Betonung kommt nicht von Ungefähr. Sie ist entscheidend dafür, eine Verurteilung von Zschäpe als Mittäterin bei den zehn NSU-Morden zu begründen.
"Anette Greger hat sehr genau beschrieben, wie bestimmend sie [Beate Zschäpe] dabei war."
Anhand sehr konkreter Beispiele macht Greger die Sicht der Staatsanwaltschaft klar: Sie sehen sie in Beate Zschäpe nicht die abhängige und hilflose Frau an der Seite der zwei Männer, sondern sie sehen in ihr eine gleichberechtigte und sehr eigenständig handelnde Mittäterin, die entscheidende Dinge organisiert hat.
Zum Beispiel soll sie noch im Jahr 2011 - kurz bevor der NSU aufflog - einen neuen Reisepass für Uwe Böhnhardt organisiert haben. Sie übernahm die Kosten für die Passfotos und holte nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft den Pass auch persönlich bei einem mutmaßlichen Helfer ab.
Die Beweisaufnahme in dem seit Mai 2013 dauernden Prozess war extrem mühsam. Die beiden Männer des Trios sind tot und Beate Zschäpe als einziges noch lebendes Mitglied gab im NSU-Prozess nur schemenhafte, meist pauschale Informationen zu den mehr als dreizehn Jahren, die die Gruppe im Untergrund verbrachte.