Eine 3 in Jura ist gut. In anderen Fächern gibt es fast keine anderen Noten als 1 oder 2. Das liegt an den Professoren selbst, an der Konkurrenz zwischen Unis und am ganzen System. Wer da nur eine 2,0 hat, fängt schon mal an zu heulen.
DRadio-Wissen-Reporter Armin Himmelrath ist Journalist mit dem Schwerpunkt Bildungsthemen und zudem Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin. Als dieser hat er die Masterarbeit einer Studentin mal mit einer 2,0 bewertet. Diese bat dann heulend darum, daraus bitte eine 1 zu machen. Sonst könnte sie die Note ihren Eltern nicht zeigen.
Für Armin ist das eine Konsequenz davon, dass tendenziell sehr gute Noten vergeben werden, zumindest in manchen Fächern. Bei Jura sind die meisten mit einer 3 zufrieden. Zweien und Einsen gibt es höchst selten.
Unis treiben sich die Noten nach oben
Manchmal gehören gute Noten im Bereich 1+ bis 2 zur Kultur eines Studiengangs. Und wenn Professoren davon abweichen, fehlen ihnen die Prüflinge. In anderen Fällen ist auch der Wettbewerb zwischen Hochschulen verantwortlich für sehr gute Noten. So galt an der Uni Köln im Fach VWL eine Bachelor-Note von 2,7 als gut. Auf Basis dessen wurde auch eine Notengrenze für den Master festgelegt. Das Problem: Studierende anderer Hochschulen hatten bessere Noten und schafften die Grenze locker. Die Uni Köln hatte aber nicht genügend Studienplätze. Lösung: Die Notengrenze absenken und den eigenen Studenten bessere Noten geben. So treiben sich die Hochschulen die Noten gegenseitig nach oben.
Sehr gute Noten werden tatsächlich zum Problem, sagt Armin Himmelrath, weil die Möglichkeit der Differenzierung fehlt. Auch der Wissenschaftstrat hat "die mangelnde Ausschöpfung der Notenskala" beklagt.
Sich eine Uni aussuchen, an denen besonders gute Noten vergeben werden, nützt übrigens nichts. Die Arbeitgeber können in der Regel nämlich einschätzen, welche Note von welcher Uni wie viel Wert ist - und entscheiden sich dann eventuell für die 2,0 von Uni A statt für die 1,0 von Uni B.