Das Gefühl, nach Hause zu kommen, können wir auch bei Musik bekommen, wenn wir in nostalgischen Erinnerungen versinken. Natalie erzählt, warum Tokio Hotel bei ihr schon lange einen Platz in der Lebensgeschichte hat. Musiker und Dozent Gregor Schwellenbach erläutert, was hinter der anhaltenden Liebe für unsere alten Lieblingsbands und Musiker*innen steht.
2005 hört Natalie das erste Mal in der Schule von der Band Tokio Hotel. Zu Hause wurde dann schnell der Fernseher eingeschaltet. Im Musikfernsehen sieht sie damals den Song "Durch den Monsun" und wird zum Tokio-Hotel-Fan. Fast 20 Jahre später ist Natalie immer noch im Fanklub ihrer damaligen Lieblingsband und geht manchmal auf Konzerte.
"Ich hab so oft und so viel diese Musik gehört. Für mich ist das einfach so richtig wohlfühlen, es gibt mir einfach ein gutes Gefühl."
Wenn Natalie heute auf Konzerte von Tokio Hotel geht, trifft sie immer noch die Menschen, die auch damals auf den Touren waren. Für sie würde es sich dann anfühlen wie ein Klassentreffen, sagt sie. Die Teenager von damals erzählen sich heute von Studium, Schwangerschaft und Verlobung. Und bei der Musik von Tokio Hotel fühlt sie sich immer wieder, als würde sie zu Hause sein.
Erinnerungen werden durch Musik gespeichert
Heute würde Natalie nicht mehr damit beginnen, die alte Musik von Tokio Hotel zu hören, sagt sie. Gerade Tokio Hotel hat aber in den letzten Jahren immer wieder neue Musik herausgebracht. Diese klingt erstaunlich anders als der erfolgreiche 00er Sound der Band. Auch die neue Musik von Tokio Hotel findet Natalie wirklich gut. Aber auf den Konzerten ist es trotzdem immer noch schön, die alten Songs zu hören, die mit so viel Erinnerungen verbunden sind.
"Musik, die man öfter hört, lädt sich mit der Zeit immer mehr mit Erinnerungen auf an die Augenblicke, in denen man sie gehört hat."
Dozent und Musiker Gregor Schwellenbach erklärt, dass es tatsächlich so ist, dass wir uns beim Hören von Musik nicht nur an die Töne erinnern, sondern auch an den Ort, an dem man sie gehört hat und den Tag und den Zustand, in dem wir gehört haben. Gregor Schwellenbach sagt, dass sich so Erinnerungen eines ganzen Sommers zum Beispiel in einem Lied wiederfinden würden. So könnten wir den Sommer zurückholen, immer dann, wenn wir den Song hören.
Alte Musik weitermachen versus neue Musik erschaffen
Zweifelhaft bleibt, ob es Bands guttut, neue Songs zu machen oder lieber beim alten Sound zu bleiben. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Bettina Brecke erklärt, dass sie sich auf ein Konzert ihrer Teenager-Lieblingsband Sugababes freut. Das sie die Gruppe so feiert, liegt daran, dass die Sugababes damals in ihren Songzeilen Bettinas Gefühle aus der Zeit am besten widergespiegelt haben.
"Es gibt dieses Naturgesetz, das alle Songs wiederkommen, aber auch Sounds kommen immer wieder und das ist der leichtere Weg."
Gregor Schwellenbach erklärt, dass genau dieses Phänomen beim erfolgreichen Sampeln, Covern oder Remixen genutzt wird.
Die Sugababes haben zum Beispiel in ihrem Song "Overload" Saiteninstrument-Melodien, die auch im Song "Jefferson Airplane" von White Rabbit aus dem Jahr 1967 genutzt wurden, verwendet.
Und gleichzeitig hat die Band Bastille im Jahr 2016 eine neue geupdatete Version von "Overload" von den Sugababes auf den Markt gebracht. So kommt es dazu, dass immer wieder nostalgische Gefühle auch bei neuer Musik hervorgerufen werden können.
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- Natalie, Hardcore-Fan von Tokio Hotel
- Betti, liebt die Sugarbabes
- Gregor Schwellenbach, lehrt am Folkwang-Institut für Pop-Musik