Unser Umgang mit Essen ist vieles, nur oft leider nicht normal. Nils hat das vor einiger Zeit bei sich selbst festgestellt. Bei der Suche nach dem richtigen Maß, kann der Ernährungsmediziner André Kleinridders helfen. Für sich selbst hat er es schon gefunden.
Wir brauchen Nahrung, um zu überleben und Essen gehört zum Leben. Viele Menschen in westlichen Wohlstandsgesellschaften können den Energiegehalt ihrer Nahrung frei bestimmen. Das kann zum Problem werden, denn unsere evolutionäre Prägung gibt vor, möglichst viel energiereiches Essen zu sich zu nehmen – oder, wenn wir uns allzu intensiv kontrollieren und optimieren.
Alles, was extrem ist, ist auch extrem ungesund, sagt Nils Binnberg. Der Journalist und Autor hat bei sich selbst eine Orthorexie festgestellt. Er nennt sie die kleine Schwester der Anorexie nervosa – umgangssprachlich auch als Magersucht bekannt.
In der Märchenwelt der Ernährungsgurus
Nils hat immer weiter Lebensmittel von seinem Speiseplan gestrichen und fühlte sich, was Ernährung angeht, anderen heillos überlegen. Als wir mit ihm gesprochen haben, war er aber überzeugt: "Man muss ein Maß finden. Wir haben das Gefühl, wir können unsere Gesundheit, alles Mögliche kontrollieren, indem wir unser Essen kontrollieren."
"Ernährungsgurus schaffen es, eine Märchenwelt zu präsentieren: der böse Zucker, das gute Obst."
Gesund zu essen, ist auch wegen unserer evolutionären Entwicklung nicht einfach, findet André Kleinridders. Er lehrt seit 2020 Molekulare und Experimentelle Ernährungsmedizin an der Universität Potsdam und sagt: "Es ist wichtig sich mit der Ernährung zu beschäftigen, aber es sollte im gesunden Maße sein."
Dabei weist er auf die groben Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hin:
- ungefähr 50 Prozent Kohlehydrate
- ungefähr 30 Prozent gute Fette
- ungefähr 20 Prozent Proteine
Essen in Intervallen
Strenge Regeln und obsessive Gebote bei der Nahrungsaufnahme sieht er skeptisch – mit einer großen Ausnahme. Einen größeren Teil des Tages nichts zu essen, hält der angesichts der Datenlage für eine tendenziell empfehlenswerte Ernährungsregel. Er selbst versucht sich danach zu richten.
"Beim Intervallfasten sieht die Datenlage sehr, sehr gut aus. Es geht darum 16 Stunden, einen gewissen Zeitraum, nichts zu essen, damit unser Darm sich erholen kann."
Grundsätzlich gilt für André Kleinridders: "Ernährung wird im Kopf entschieden". Kalorienreiche Kost, Süßigkeiten zum Beispiel, müsse kein Tabu sein: "Wenn wir uns bewegen, können wir auch ziemlich viel zu uns nehmen." Unter Stress neigen Menschen dazu sich zu überfüttern. Hochkalorisches Essen führt verkürzt gesagt recht zuverlässig zur kurzfristigen Ausschüttung des Glückhormons Dopamin.
"Essen sollte keine Religion werden. Es gibt Leute, da dreht sich sehr viel ums Essen. Insgesamt ist es gut, wenn ich weiß, was ich esse."
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