Die Türkei nimmt alle Flüchtlinge aus Syrien auf, bietet ihnen aber im Gegenzug keine Chance auf ein normales Leben: Sie bekommen weder eine Arbeitserlaubnis noch finanzielle Unterstützung. Nora Freitag ist Deutsche und hat in Istanbul Flüchtlingen geholfen.
Knapp zwei Millionen syrische Flüchtlinge leben in der Türkei. Sie dürfen ins Land kommen, bekommen aber keine Anreize zu bleiben, erzählt Nora Freitag. Die Flüchtlinge bekommen weder eine Arbeitserlaubnis noch finanzielle Unterstützung. Auch die medizinische Versorgung ist schlecht.
Viele der Menschen versuchen es darum auf eigene Faust und ziehen in die Städte. Sie arbeiten dann illegal in der Textilbranche oder in der Gastronomie. "Viele Leute arbeiten zehn Stunden am Tag, sechs Tage die Woche für nen Tageslohn von zehn Euro."
"Nach außen hin wird ganz klar gesagt: Die Grenzen sind offen. Wir können alle Flüchtlinge aufnehmen. Aber was dann die Perspektive für die Leute im Land ist, ist dann total unklar."
Der Staat lässt Flüchtlinge alleine
Viele Flüchtlinge leben in Istanbul auf der Straße oder in Bauruinen. "Das liegt zum einen daran, dass die Mieten in Istanbul so hoch sind. Zum anderen liegt es daran, dass sie diskriminiert werden. Wer möchte schon syrische Flüchtlinge in den Wohnungen haben", sagt Nora Freitag. Nora glaubt, dass der türkische Staat die Flüchtlinge absichtlich alleine lässt. Obwohl er nach außen kommuniziert, dass alle Syrer ins Land kommen können.
Nora Freitag war in der Türkei für das Migrant Solidarity Network aktiv. In diesem Netzwerk engagieren sich auch Menschen, die direkt aus den Communities kommen, erzählt Nora im Interview. "Da sind Syrerinnen und Syrer selbst dabei, die sagen, was verändert werden muss."
Die Toleranz gegenüber Flüchtlingen sinkt
Zu Beginn der Flüchtlingskrise sind die Türken damit noch sehr tolerant umgegangen, erzählt Nora Freitag. Da hieß es, dass die Türken als Nachbarn ihren syrischen Brüdern helfen müssen. Diese Haltung habe sich mit der Zeit geändert: Je mehr Flüchtlinge ins Land gekommen sind, umso weniger tolerant sind sie gegenüber den Flüchtlingen aus Syrien.