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Als Nachtbürgermeister und DJ kennt Robert Gaa das Nachtleben aus verschiedenen Perspektiven. Anni O. ist DJ und liebt es, die Nacht zum Tage zu machen. Und Burgerverkäufer Julian hat sich schließlich gegen die Nacht als Arbeitszeit entschieden.

Auf der Tanzfläche sind alle gleich. Beruf, Herkunft, Ansichten – das alles spielt keine Rolle. Die Leidenschaft zum Tanzen und zur Musik vereint.

So beschreibt Robert Gaa die Magie, die in Clubs entstehen kann. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht. Er ist DJ und Veranstalter, seit 2020 hat er allerdings einen ganz anderen Job: Er ist Nachtbürgermeister von Mannheim.

Die Aufgabe des Night Mayors: tagsüber für das Nachtleben arbeiten

Das Konzept stammt aus Amsterdam. Die Stadt Mannheim hat es 2018 übernommen, um damit eine Art Übersetzer zu schaffen zwischen der Stadtverwaltung und den Betreibenden des Nachtlebens, erklärt Robert. Denn beide, fügt er diplomatisch hinzu, sprechen doch ganz unterschiedliche Sprachen.

"Es gibt natürlich Beschwerden von Bürger*innen, dass es mal irgendwo zu laut war. Aber ich hatte auch schon einen Fall, wo sich Gastronomen über seine Nachbarn beschwert haben, weil die immer gleich die Polizei rufen."
Robert Gaa, Nachtbürgermeister von Mannheim

Zwar ist Robert auch mal nachts für seinen Job unterwegs, im Gegensatz zu seiner Berufsbezeichnung ist er aber meistens tagsüber tätig, ganz klassisch im Büro. In der Zeit versucht er, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Wünschen der Gastronomen mehr entsprechen und diversere Konzepte des Feierns ermöglichen.

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Als Nachtbürgermeister versucht Robert zwischen Clubs und Gastronomen und der Stadt Mannheim zu vermitteln.

Der Wunsch nach weniger Bürokratie und mehr gegenseitigem Verständnis

Aktuell sei er dabei, Open-Air-Flächen für Veranstaltungskollektive zu finden, damit die ihre Partys legal und nicht wie bisher illegal "irgendwo im Wald" veranstalten, erzählt Robert. Das sieht er übrigens als einen Teil der Nachwuchsförderung. Weil diejenigen, die jetzt keine Location haben, irgendwann vielleicht in den Mannheimer Clubs auflegen oder sie leiten könnten.

Ein anderer Punkt, an dem er dran ist, ist die Sperrstunde, die in Mannheim bei fünf Uhr morgens liegt, ab dann müssen alle Clubs und Bars geschlossen sein.

Nachtarbeiter*innen - eine verschworene Gemeinschaft

Nicht so in Berlin. Hier darf offiziell von morgens bis abends und nachmittags an jedem Tag der Woche gefeiert werden. Und das wird es auch. DJ Annie O. ist Teil dieses Lebens. Sie kann sich keinen anderen Lebensstil vorstellen.

"Natürlich weiß man irgendwo ganz hinten im Gehirn, dass Nacht ist. Gleichzeitig wird man von diesem Clubkosmos in eine andere Welt gesogen."
DJ Annie O. über Clubnächte

Der Unterschied zwischen Tag und Nacht spiele für sie keine Rolle mehr. Aber sie hat eine favorisierte Zeit, in der sie auflegt: zwischen zwei und fünf Uhr morgens. Genau dafür sei ihr Musikstil gemacht, den sie energetisierend, funky und happy beschreibt. Die späteren Morgenstunden seien hingegen viel tranciger.

Das Nachtleben besitzt einen eigenen Spirit, sagt Annie. Das hat auch Julian so wahrgenommen. Er hat ein halbes Jahr nachts als Burgerverkäufer gearbeitet. Gerade unter der Woche, erzählt er, sei es in der Regel ziemlich ruhig gewesen.

Ob Feiernde, Arbeitende oder Arbeitslose - im Burgerladen kommen nachts alle zusammen

Und es seien fast immer die gleichen Menschen gekommen: Entweder diejenigen, die zu der Uhrzeit noch arbeiten oder gerade auf dem Weg nach Hause sind. Dann seien da diejenigen, die die Woche zum Wochenende erklärt haben. Und dann gebe es natürlich noch die, die gar keinen anderen Ort als die Innenstadt haben, an denen sie gehen könnten.

"Die meisten Leute, die mit mir nachts gearbeitet haben, hatten wirklich nur ihre Arbeitskollegen und niemand anderen. Das war schon eine eingeschworene Gemeinschaft."
Julian hat nachts als Burgerverkäufer gearbeitet

Auf Dauer, hat Julian für sich erkannt, sei das Arbeiten in der Nacht nichts für ihn. Es störte ihn, seine Freunde nicht mehr zu sehen, denn die arbeiteten ja, wenn er frei hatte und umgekehrt. Außerdem machte er eine für ihn negative Erfahrung: Alkohol. Dadurch, dass man quasi an Quelle gesessen habe, reflektiert er, sei es normal gewesen, zuerst regelmäßig und irgendwann häufig mit der Gastroclique zu trinken.

"Man lebt komplett gegen den Takt der meisten anderen Menschen. Dadurch hatte kaum die Gelegenheit, mich mit meinen Freunden zu treffen."
Julian über seine Zeit, in der er nachts arbeitete.

Heute genießt Julian es, selbst entscheiden zu dürfen, ob die Nacht zum Schlafen oder Feiern nutzt. Und noch etwas sei geblieben: Demut und Respekt für diejenigen, die regelmäßig nachts arbeiten und damit Feiernden, Tanzenden und anderen Partymenschen eine gute Zeit ermöglichen.

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Shownotes
Arbeiten und feiern
Wie sich die Welt nachts anfühlt
vom 28. April 2023
Moderation: 
Utz Dräger
Gesprächspartner: 
Robert Gaa, Nachtbürgermeister der Stadt Mannheim
Gesprächspartnerin: 
Annie O., DJ
Gesprächspartner: 
Julian, hat nachts Burger verkauft
  • Robert arbeitet als Nachtbürgermeister und DJ und kennt verschiedene Facetten des Nachtlebens
  • Anni O. legt als DJ in Berliner Clubs auf und liebt es, die Nacht zum Tage zu machen.
  • Julian hat sich als Burgerverkäufer viele Menschen der Nacht kennen gelernt.