Es ist zu viel Nitrat im Grundwasser. Und Deutschland hat viel zu wenig getan, um das zu ändern. Aber es gibt Methoden, um unser Wasser sauber zu halten. Mit Hightech, Sensoren und Nahinfrarotlicht.
Deutschland hat einen Blauen Brief von der Europäischen Union bekommen. Mit dem Grundwasser in Deutschland gibt es an vielen Stellen ein Problem. Es ist mehr Nitrat drin als die EU erlaubt - und Deutschland unternimmt zu wenig dagegen. Schon seit mehr als zehn Jahren fordert die EU-Kommission, dass wir unser Grundwasser sauberer machen.
Die Bundesregierung hat dafür voriges Jahr eine neue Düngeverordnung auf den Weg gebracht. Aber das reicht nicht: In Deutschland gibt es knapp 700 Messstellen in Landwirtschaftsgegenden, etwa ein Viertel davon meldet zu hohe Nitrat-Belastungen. Also hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Deutschland nun unbedingt gegen zu viel Nitrat im Grundwasser vorgehen muss, sonst drohen Strafzahlungen.
Nitrat kann gesundheitsschädlich werden
Über die Gülle sickert das Nitrat in Form von Stickstoffverbindungen auf die Felder und wird dort von den Pflanzen aufgenommen. "Wird mehr gedüngt, als die Felder aufnehmen können, versickert das Nitrat im Boden bis es im Grundwasser ankommt", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kathy Ziegler.
Das Problem ist: Wir gewinnen aus dem Grundwasser unser Trinkwasser - und eine zu hohe Nitrat-Belastung ist vor allem für Kleinkinder gesundheitsschädlich. Die Europäische Union hat bereits 1991 in der Nitratrichtlinie einen EU-Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter festgesetzt.
Mehr Nitrat pro Liter kann krank machen. Denn Nitrat kann im Körper zu Nitrit umgewandelt werden, das verhindert den Sauerstofftransport im Blut und gilt im Magen als krebserregend. Die Wasserversorger achten zwar darauf, dass die Grenzwerte für unser Trinkwasser eingehalten werden, dafür muss aber mehr gefiltert werden - und das macht das Wasser teurer.
Schlecht ist zu viel Nitrat aber auch für die Umwelt. In Gewässern regt es das Algenwachstum an und Nitrat im Boden macht ihn saurer, was den Organismen im Boden das Leben schwer macht.
Weniger düngen = weniger Nitrat
Aber es gibt Alternativen: einfach weniger düngen zum Beispiel. "Öko-Betriebe machen das sowieso schon", sagt Kathy Ziegler. "Aber auch für die konventionelle Landwirtschaft gibt es mittlerweile Methoden, mit denen die das schaffen kann." Und da ist Technik die Lösung: der NIR-Sensor.
NIR steht für Nahinfrarotlicht. Das wird auf die Gülle gerichtet, und der Sensor misst das reflektierte Licht. So kann der Nährstoffgehalt in der Gülle festgestellt werden.
Bevor der Landwirt düngt, füttert er den Computer in seinem Traktor mit Daten etwa zu angebauter Pflanzenart, Fläche oder Nährstoffbedarf und rechnet so die perfekte Düngemenge aus. Beim Düngen läuft dann die Gülle am Sensor vorbei, der regelt, wie viel Gülle auf dem Acker landet.
"Stecken in der Gülle gerade viele Nährstoffe drin, läuft weniger davon aufs Feld, stecken in der Gülle wenige Nährstoffe drin, läuft mehr aufs Feld."
Mit dem NIR-Sensor kann der Landwirt also ideal dosieren und so sparsamer arbeiten. Ob tatsächlich auch weniger Nitrat im Grundwasser landet, muss noch geprüft werden, die Experimente laufen noch. Dafür sind etwa die NRW-Landwirtschaftskammer und die landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt zuständig. Bis aber Nitrat bis ins Grundwasser gesickert ist, dauert es mehrere Jahre - Ergebnisse der Messstationen gibt es noch nicht.
Sollte sich der NIR-Sensor bewähren, könnte er relativ simpel eingesetzt werden. Die Kosten pro Güllefass liegen bei rund 25.000 Euro. "Meist düngen die Landwirte aber gar nicht selbst", erklärt Kathy Ziegler, "sondern das machen Lohnunternehmer, die mit ihren Fahrzeugen von Hof zu Hof fahren." Für die könne sich das Nachrüsten lohnen.
Circa 3400 solcher Lohnunternehmer gibt es derzeit in Deutschland. Würden sie alle aufrüsten, wären das Kosten in Höhe von 85 Millionen Euro. Nach einer Studie des Umweltbundesamtes belaufen sich die Reinigungskosten von mit Nitrat belastetem Grundwasser auf 580 bis 767 Millionen Euro jährlich.
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