Volle Hörsäle, keine Wohnungen. In den Niederlanden studieren viele Menschen aus dem Ausland und die Zahl steigt. Auch die Kritik wächst. Unis wollen gegensteuern. Unter anderem mit mehr Niederländisch und weniger Englisch.
14 niederländische Unis haben sich nun zusammengetan: Sie wollen die Zahl von Studierenden aus dem Ausland reduzieren. Denn die Universitäten sind zu beliebt, finden manche.
Viele Studierende zieht es in die Niederlande, weil es zum Beispiel keinen Numerus Clausus gibt. Das heißt, die Studierenden müssen nicht bestimmte Schulabschlussnoten erfüllen. Laut dem Bildungsministerium der Niederlande war die Zahl der ausländischen Studierenden im April 2023 fast dreieinhalb Mal so hoch wie noch vor rund 20 Jahren.
Viele Deutsche studieren in den Niederlanden
Die Änderungen an den Unis werden vor allem auch deutsche Studierende treffen. 2024 ist fast jede dritte Person, die ein Studium in den Niederlanden angefangen hat oder anfängt aus dem Ausland. "70 Prozent davon sind aus Europa", sagt Meike Glass aus unserer Nachrichtenredaktion. "Die meisten davon aus Deutschland."
Die Universitäten im Nachbarland profitieren zwar von den ausländischen Studierenden: Denn zumindest für einige gelten höhere Gebühren. Doch auf der anderen Seite wird es für Studierende aus den Niederlanden schwieriger, an einen Studienplatz zu kommen. Hörsäle sind teils überfüllt. Und: In den Uni-Städten gibt es nicht genug Wohnungen.
Mehr Niederländisch als Unterrichtssprache
Deshalb wollen die Universitäten jetzt was ändern – und zwar vor allem an der Unterrichtssprache. Statt Englisch mehr Niederländisch. "Aktuell werden rund ein Drittel aller Studiengänge nur auf Englisch angeboten", sagt Meike Glass. Das soll sich ändern.
"Es soll weniger Bachelor-Studiengänge auf Englisch geben. Nur noch knapp zehn Prozent."
Zum einen sollen weniger Bachelor-Studiengänge auf Englisch angeboten werden. Zum anderen: "Beliebte Fächer wie Psychologie oder Wirtschaft sollen ganz auf niederländisch unterrichtet werden", sagt Meike Glass. Auch wollen die Unis mehr dafür tun, dass ausländische Studierende sowie Mitarbeitende Niederländisch lernen.
Die Universitäten wollen aber auch weniger für sich werben. "Bisher haben die Unis zum Beispiel auf internationalen Messen aktiv Studis angeworben", sagt Meike Glass.
Zu viel Bewerbungen? Dann entscheidet das Los
Eine weitere Änderung lautet: Für englischsprachige Studiengänge wird es einen Numerus Fixus geben. Bei dieser Zugangsbeschränkung ist nicht die Note entscheidend. Gibt es mehr Bewerber*innen als Studienplätze, dann entscheidet das Los.
Diesen Numerus Fixus wird es nicht für Studiengänge geben, die auf Niederländisch laufen, sondern für die englischsprachigen. Das Bildungsministerium arbeitet zurzeit an einem Gesetz, um die Änderung zu ermöglichen.
Es gibt auch Kritik an den Plänen. Die Niederlande seien auf internationale Talente angewiesen. Die Maßnahmen könnten solche Talente vergraulen.