In den Niederlanden soll Schluss sein mit mal kurz aufs Handy schauen während man am Steuer sitzt. Nach einem Jahr Testphase gehen spezielle Blitzer an den Start, die auch den Innenraum der Fahrzeuge ablichten.
Diese speziellen Blitzer dokumentiere zwei Dinge:
- Zum einen das Kennzeichen des Autos, damit die Fahrzeughalterin oder der Fahrzeughalter ermittelt werden kann.
- Zum anderen aber auch die Situation im Innenraum des Pkw oder Lkw, um festhalten zu können, ob das Handy tatsächlich genutzt wurde, obwohl jemand gleichzeitig am Steuer saß.
Spezielle Kameras, aber keine Gesichtserkennung
Um die Situation im Fahrzeug festhalten zu können, braucht es spezielle Kameras, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Konstantin Köhler. Dafür werden Kameras montiert, die von schräg oben durch die Windschutzscheibe ins Auto hineinfotografieren. Damit können sogar Personen erfasst werden, die ihr Smartphone zum Beispiel in der Hand halten oder auf dem Oberschenkel liegen haben. Damit das funktioniert, wird eine spezielle Erkennungs-Software eingesetzt.
Die Blitzer wurden ein Jahr lang getestet. Dabei sei deutlich geworden, dass teils Autos fotografiert werden, in denen die Fahrerin oder der Fahrer kein Handy in der Hand hatten, sondern zum Beispiel einen Kaffee-Becher. Solche Fotos werden direkt gelöscht, sagt Egbert Jan van Hasselt, Verkehrspolizist aus den Niederlanden.
"Wir haben uns verpflichtet, nur die Fotos zu speichern auf denen eindeutig eine Ordnungswidrigkeit erkennbar ist."
Eine Gesichtserkennung findet nicht statt. Denn die könnte gegen den Datenschutz verstoßen. Außerdem gilt in den Niederlanden die sogenannte Halterhaftung. Das heißt, der Fahrzeughalter oder die -halterin haftet. Wer tatsächlich gefahren ist und während der Fahrt womöglich telefoniert hat, ist egal. Die Halterhaftung gibt es in Deutschland nicht.
Wenig erforscht, wie gefährlich die Handynutzung im Verkehr ist
Wie groß das Problem der Handynutzung am Steuer ist, ist unklar. In Deutschland zum Beispiel ist die Situation wenig erforscht. Laut der Allianz Versicherung, die eine Untersuchung vorgenommen hat, soll bei jedem zehnten schweren Unfall die Fahrerin oder der Fahrer abgelenkt gewesen sein. Bei einer Umfrage gab jeder Zweite zu, während der Fahrt das Handy ohne Freisprechanlage zu nutzen.
Aber ein wirklicher Beweis, dass die Handynutzung Ursache für die Unfälle ist, fehlt noch. Dennoch spiele die Handynutzung bei Unfällen sehr wahrscheinlich eine Rolle. In Deutschland gibt es deshalb auch Bußgelder, wenn man am Steuer mit dem Smartphone erwischt wird. Pläne für Blitzer, wie in den Niederlanden, gibt es bislang aber nicht.
"Die Verbindung Handynutzung-Ablenkung-Unfall liegt schon sehr nahe."
Eine Lösung könnte sein, dass Menschen am Steuer auf Sprachsteuerung setzen, statt Kontakte per Hand zu suchen oder Nachrichten zu tippen. Aber bislang funktioniert die Sprachsteuerung noch nicht vernünftig. Deshalb: Autofahren oder Smartphone nutzen.