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Der Aufstieg Nicolae Ceaușescus durch die sozialistischen Ränge in Rumänien ist einzigartig. Die rumänische Revolution und seine brutale Entmachtung 1989 sind es auch.

Als Nicolae Ceaușescu im März 1965 das Amt als Generalsekretär der rumänischen Kommunisten antritt, hat er schon eine lange politische Karriere in der kommunistischen Nomenklatura hinter sich: 1948 Stellvertretender Landwirtschaftsminister, 1950 Stellvertretender Verteidigungsminister, 1954 schließlich Sekretär des Zentralkomitees der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP) für Organisationsfragen, wodurch er als 36-Jähriger an der Schaltstelle der Macht angekommen ist.

Seine Karriere wird gefördert von Gheorghe Gheorghiu-Dej, mit dem er seit einer gemeinsamen Haftzeit während des Zweiten Weltkriegs eng befreundet ist.

"Ceaușescu war eine Art stalinistischer Nationalkommunist, der an der Zentralisierung der Macht interessiert war."
Thomas Kunze, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Albanien und Ceaușescu-Biograph

Als Gheorghiu-Dej 1965 stirbt, steht Nicolae Ceaușescu quasi als sein natürlicher Nachfolger fest. Am 22. März 1965 wird er Erster Sekretär des Zentralkomitees der RKP und damit mächtigster Mann im Staate, obwohl es anfangs innerparteiliche Kritiker und Konkurrenten gibt. Zu Beginn seiner Amtszeit sieht die rumänische Bevölkerung in ihm einen Reformer und sogar Hoffnungsträger.

Distanz zu Moskau

Auch außenpolitisch gewinnt Nicolae Ceaușescu schnell Ansehen, weil er den Kurs der UdSSR kritisiert. Er distanziert sich 1968 vom Einmarsch sowjetischer Truppen in der CSSR, von der Niederschlagung des Prager Frühlings und stellt insgesamt den Führungsanspruch der Sowjetunion im Ostblock infrage.

"Ceaușescu war einer der schlimmsten oder härtesten Diktatoren, hatte eines der repressivsten Regime im ganzen Osteuropa."
Thede Kahl, lehrt Slawistik an der Universität Jena

Der Westen sieht in ihm einen Vermittler in der Entspannungspolitik und hofiert ihn und sein Land. Rumänien wird in den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank aufgenommen, Nicolae Ceaușescu wird zu Staatsbesuchen in westlichen Ländern eingeladen.

Massenarmut und Elend

Aber die Staatsbesuche in China und Nordkorea verändern Nicolae Ceaușescu auf dramatische Weise, denn nun befielt er wie in den beiden Ländern einen Personenkult, der ihn, seine Frau Elena und seine Politik überhöht. Er erwartet nun als großer Führer des rumänischen Volkes Huldigung.

Während er selbst, seine Familie und eine kleine Machtelite in Prunk und Luxus schwelgen, herrscht im rumänischen Volk Armut und Elend. Massenüberwachung und politische Verfolgungen werden verschärft. 1989 entlädt sich die Wut der Menschen, sie entledigen sich der Ceaușescu-Herrschaft, stellen das Ehepaar Ceaușescu am 25. Dezember 1989 vor ein Schnellgericht, das die beiden zum Tod verurteilt. Am Nachmittag desselben Tages werden Nicolae und Elena Ceaușescu in einem Hinterhof hingerichtet.

Ihr hört in Eine Stunde History:


  • Der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Albanien und Ceaușescu-Biograph Thomas Kunze beschreibt Nicolae Ceaușescu und seine Politik.
  • Der Journalist Johannes Grotzky war lange Korrespondent in Rumänien und beschreibt die Lage des Landes während der Ära Ceaușescus.
  • Die Journalistin Hannelore Baier ist Rumäniendeutsche und hat über den Freikauf von Rumäniendeutschen durch die Bundesregierung recherchiert.
  • Der Jenaer Balkanexperte Thede Kahl erläutert den Weg Rumäniens nach der Revolution 1989
  • Deutschlandfunk Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt den Lebensweg Ceausescus vor seinem Amtsantritt im März 1965.
  • Deutschlandfunk Nova-Reporterin Kristin Mockenhaupt erinnert an die vielen Frauen, die in existenzielle Not gerieten, weil Ceaușescu und sein Regime von ihnen möglichst viele Kinder "erwartete".
Shownotes
Rumänien
Nicolae Ceaușescu: Der rote Sekretär
vom 14. März 2025
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk Nova-Geschichtsexperte
  • Thomas Kunze
  • Johannes Grotzky
  • Hannelore Baier
  • Thede Kahl