Wir dürfen es auf keinen Fall überspringen, sagt Ernährungsberaterin Barbara Plaschka. Sie will dem Kauen ein besseres Image geben und erklärt, wie richtig gutes Kauen geht.

Ständiges Snacken, Fastfood oder viel zu große Portionen essen – all zählt zu unseren Essgewohnheiten. Aber gut sind sie nicht. Natürlich spielt es auch eine Rolle, was wir essen. Doch eine Ernährungsgewohnheit, die die meisten von uns noch nicht genug auf dem Schirm haben, ist das Kauen, sagt Ernährungsberaterin Barbara Plaschka. Sie hat sich genau darauf spezialisiert. Viele von uns schlingen viel zu sehr oder kauen zumindest nicht genug, beobachtet sie.

Kauen ist Vorverdauung und Speichel als "Zaubersaft"

Barbara Plaschka vergleicht die Verdauung mit Fließbandarbeit. Und die beginnt mit dem Kauen, nicht erst nach dem Schlucken im Magen-Darm-Trakt. Alles, was wir am Anfang überspringen, muss an späterer Stelle nachgeholt werden, sagt sie. Das verlangsame oder erschwere den Verdauungsprozess insgesamt. Die Ernährungsberaterin macht es an folgendem Vergleich deutlich: "Wenn die Kollegen uns alles halbfertig auf den Tisch knallen, macht uns die Arbeit weniger Spaß, als wenn sie vorher alles super vorbereitet haben."

"Mit dem Kauen tun wir dem Darm eine sehr große Freude, weil er einfach gut vorbereitetes Material bekommt."
Barbara Plaschka, Ernährungsberaterin

Gründliches Kauen führt dazu, so Barbara Plaschka, dass wir Essen wieder mehr genießen. Wir nehmen dann nämlich den Geschmack bewusster wahr, weil unsere Nase länger Zeit hat, Aromen wahrzunehmen.

Wie aber lernen wir besser, also achtsamer und öfter zu kauen? Leider nicht, indem wir es uns ganz fest und motiviert vornehmen, sagt Barbara Plaschka: "Wie jede neue Gewohnheit müssen wir das Kauen Schritt für Schritt oder Bissen für Bissen üben." Sie empfiehlt mit einem Drei-Bissen-Training anzufangen, also drei Bissen gezielt langsam zu kauen. Dabei geht es darum, wahrzunehmen, wie sich die Konsistenz des Essens im Mund verändert, wie wir kauen, aber auch, was unsere Zunge da eigentlich im Mund macht. Und dann sollten wir noch beobachten, wann und welche Menge wir runterschlucken.

Ganz schön viel also, worauf wir da achten sollten. Deswegen empfiehlt Barbara Plaschka dieses Training erst einmal unabhängig von den regulären Mahlzeiten zu machen.

"Zunge, Geschmackssinn und Schluckreflex – die drei sollten wieder zusammenarbeiten."
Barbara Plaschka, Ernährungsberaterin

Barbara Plaschka wirbt übrigens damit, dass diejenigen, die achtsamer kauen, abnehmen können. Das funktioniere, weil wir durch das langsame Kauen, langsamer essen und insgesamt kleinere Portionen zu uns nehmen. Sie geht so weit zu sagen, dass selbst Menschen, die sich hauptsächlich von Burger, Tiefkühl-Pizza und Schokolade ernähren, durch das bewusstere Kauen abnehmen können.

"Wenn ich wirklich nur, ich sage jetzt mal, Mist esse und schrittweise zum guten Kauer werde, kann ich dadurch schon abnehmen, weil mein Körper schneller satt wird. Und zumindest esse ich auf diese Weise weniger Mist", sagt sie. Doch bewusst kauen kann man, dafür plädiert Barbara Plaschka, alles – von glitschigen Nudeln über Burger bis hin zu Rohkost. Und wenn wir Letztere richtig gut kauen, bleiben auch Blähungen aus, weil wir mit gut vorgekautem Essen unserem Magen und Darm eine große Freude machen und die dann nicht "rumblubbern" müssen.

Shownotes
Essgewohnheit
Bewusstes Kauen ist besser als Schlingen
vom 11. November 2024
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Barbara Plaschka, Ernährungsberaterin