Herzrasen, Erschöpfung, Schwindel: Bis zu zehn Prozent der Corona-Infizierten haben auch Wochen später Symptome – sie leiden an Long Covid. Martin Korte sagt: Long Covid ist die neue Volkskrankheit. Der Neurobiologe erforscht die Ursachen der Erkrankung und gibt Tipps für Betroffene.
"Wie der größte Jetlag und Kater, den ich je hatte zusammengenommen", so beschreibt es die Patientin einer Long-Covid-Klinik in Oxford: "Jeden einzelnen Tag, Tag und Nacht."
Neurobiologe Martin Korte sagt: "Das trifft es für viele der Long-Covid-Patienten sehr gut, weil doch viele über diese Art von Gehirnnebel klagen." Der Gehirnnebel – eines der häufigsten Symptome nach einer Corona-Infektion – geht häufig einher mit Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten.
"Das ist eine Verlangsamung des Denkens, der Wahrnehmung und der Reaktionsfähigkeit."
Bestehen Symptome noch vier Wochen nach der Corona Infektion, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von Long Covid. Darunter fällt auch das Post-Covid-Syndrom – das besteht, wenn Long-Covid-Beschwerden nach drei Monaten noch bestehen und mindestens zwei Monate lang anhalten oder wiederkehren.
Long Covid als Volkskrankheit
In Deutschland sind je nach Studie bis zu zehn Prozent der Infizierten von Long Covid betroffen – für Neurobiologe Martin Korte ist Long Covid damit aktuell eine neue Volkskrankheit.
"Was die Krankheit auch ausmacht, ist die Vielfältigkeit der Symptome."
Der Professor für Neurobiologe forscht derzeit am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig zu den Ursachen von Long Covid.
Vier der fünf häufigsten Symptome betreffen nämlich Funktionen, die wir dem Gehirn zuschreiben. Die Vermutung dabei: Long Covid könnte durch entzündliche Prozesse im Gehirn entstehen. Doch wie kommt es dazu?
Immunsystem unter Verdacht
"Da glauben wir, dass eine starke Immunreaktion nach einer Infektion eine wichtige Rolle spielt", sagt Martin Korte. Es könnte also sein, dass eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems Long Covid begünstigt oder sogar verursacht. Und dabei wiederum könnten Autoimmunreaktionen eine wichtige Rolle spielen.
"Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen – und zwei Drittel aller Autoimmunerkrankten sind auch Frauen."
Für Martin Korte ist wichtig, jetzt möglichst viel weitere Forschung zu den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit Long Covid anzustoßen. Und dass die Krankheit ernst genommen wird.
"Vor allem ist es für die Patienten wichtig, ernst genommen zu werden."
Welche Behandlungsmöglichkeiten es bisher gibt, welche Risikofaktoren es für Long Covid gibt und was jeder und jede einzelne tun kann, um sich und andere zu schützen, hört ihr im Deep Talk.
Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de
- Martin Korte: Long Covid - Wenn der Gehirnnebel bleibt. Die gefährlichen Langzeitfolgen von Corona.