Die Neukaledonische Geradschnabelkrähe gilt als intelligentester Vogel der Welt: Sie kann Distanzen abschätzen und die passende Werkzeuge bauen, um diese zu überwinden.

Werkzeuge zu bauen, ist ein Zeichen für Intelligenz. Lange Zeit, dachte der Mensch, dass er das einzige Lebewesen ist, das diese Fähigkeit beherrscht.

In den 1950er Jahren entdeckte die Biologin Jane Goodall, dass auch Schimpansen Werkzeuge bauen können: eine Sensation. Inzwischen weiß man, dass auch Vögel wie die Neukaledonischen Geradschnabelkrähen, Hawaiikrähen und Galapagos-Spechtfinken in der Lage sind, Werkzeuge zu bauen und diese zur Futterbeschaffung zu nutzen.

"Die Geradschnabelkrähen suchen sich kleine Stöckchen, um in vermoderndem Holz herumzustochern und damit Larven aus Gängen herauszukitzeln, an die sie normalerweise nie drankommen würden."
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Dass die Geradschnabelkrähen Werkzeuge bauen und nutzen, ist keine Neuheit mehr. In neueren Experimenten wird erforscht, wie groß die Vorstellungskraft der Vögel genau ist und wie komplex die Werkzeuge sind, die sie bauen können, um sich nicht zugängliche Futterquellen zu erschließen.

Ausgeprägtes Vorstellungsvermögen bei Geradschnabelkrähen

Bei Experimenten hat sich gezeigt, dass die Krähen in der Lage sind, sich spontan neue Lösungen für Probleme auszudenken. In einem Experiment wurden den Krähen für den Bau eines Werkzeug verschiedene Einzelteile angeboten. Und tatsächlich gelang es den intelligenten Vögeln, sich komplexe Werkzeuge daraus zu bauen. 

Template matching: Konkrete Idee eines Werkzeugs umsetzen

Die Forscher hatten den Eindruck, dass die Krähen auch dazu in der Lage waren, sich ein Werkzeug vorzustellen und es dann nach dieser Idee auch konkret umzusetzen - der wissenschaftliche Begriff dafür ist template matching. Sie konnten Distanzen abzuschätzen und Werkzeuge mit der passenden Länge zu bauen.

Die Vögel konnten außerdem erkennen, ob ihre Umgebung die Möglichkeiten bietet, die sie benötigen, um ein Werkzeug mit einer bestimmten Form zu bauen. "Es könnte sein, dass dazu ein bestimmtes Vorstellungsvermögen nötig ist, um sich vorzustellen, wie ein Werkzeug aussehen muss", sagt Auguste von Bayern, Ornithologin im Max-Planck-Institut.

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Dass die Geradschabelkrähen, die Hawaiikrähen und die Galapagos-Spechtfinken bestimmte Fähigkeiten entwickelt haben, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass sich ihr Lebensraum auf einer Insel befindet. Dadurch müssen sie flexibel und anpassungsfähig sein, um zu überleben. Außerdem haben sie dort kaum Fressfeinde. Dadurch haben sie mehr Zeit, um Dinge auszuprobieren und Lösungen für Probleme zu finden, sagt die Ornithologin Auguste von Bayern. 

Mehr Tierisches auf Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Neukaledonische Geradschnabelkrähe
Der Daniel Düsentrieb unter den Vögeln
vom 08. November 2018
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Auguste von Bayern, Ornithologin