"Schau da nicht hin!" So haben wir diese Redaktionskonferenz genannt. Denn würden geleakte Fotos nicht angeschaut, hätte niemand Interesse, sie zu veröffentlichen. So einfach ist es aber nicht. Denn private Dinge über das Gegenüber zu erfahren, gehört zu den normalen, menschlichen Bedürfnissen.
Wenn Nacktfotos von Prominenten oder Nicht-Prominenten im Netz veröffentlicht werden, dann finden sich garantiert Menschen, die sich die Bilder angucken. Man könnte also darauf schließen: Diese Bilder landen nur deshalb in der Öffentlichkeit, weil öffentliches Interesse besteht.
Der Philosoph Matthias Burchardt beschreibt dieses Interesse als solches, das Gegenüber zu enthüllen, Nähe zu schaffen und den anderen auch ein wenig zu entzaubern - ein normales, menschliches Bedürfnis. Diese Dynamik spielt in jeder Beziehung eine Rolle, aber natürlich auch zwischen Voyeueren und den Menschen, die sie betrachten.
Zum Voyeurismus gehört normalerweise die Furcht, ertappt zu werden, ein peinlicher Moment. Allerdings fällt mit dem Internet und dem Betrachten am Bildschirm diese Angst weg. Denn erwischt zu werden, ist weit weniger wahrscheinlich als in der Offline-Welt.
"Die geleakten Bilder sind ohne Einverständnis veröffentlicht wurden. Sie anzugucken, trägt Züge von Gewalt."
Philosoph Matthias Burchardt kann die Schwierigkeit zwar nachvollziehen, sich interessante Fotos nicht anzugucken - trotzdem: Die Bilder zu veröffentlichen und zu betrachten verletzt die Privatsphäre der auf dem Bild gezeigten Personen. Deshalb sollten wir uns solche Bilder einfach nicht angucken.
Das Argument "Die sind doch selbst Schuld, wenn sie die Bilder in die Cloud hochladen" lässt Burchardt nicht gelten. Denn dann sind wir in Zukunft auch alle selbst schuld, wenn wir von der NSA und Co. überwacht und unsere geheimen Daten von unseren Rechnern kopiert werden.